Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P54
DOI: 10.1055/s-0032-1309146

Sekundäre Sectiones: Audit eines Level 1 Zentrums

C Domröse 1, U Gembruch 1, WM Merz 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinikum Bonn

Fragestellung:

Bei der Analyse der geburtshilflichen Leistungserfassung (Perinatalstatistik) war an unserem Zentrum für das Jahr 2011 ein Anstieg der sekundären Sectiones um 14,4% zu verzeichnen. Da dieser Geburtsmodus mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität für die Schwangere verbunden ist[1,2], führten wir hierzu ein Audit durch.

Methodik:

Retrospektive Auswertung der 2011 an unserer Klinik durchgeführten sekundären Sectiones unter Zuhilfenahme der elektronischen Datendokumentation (ViewPoint).

Ergebnis:

Insgesamt wurden 283 Patientinnen per sekundärer Sectio caesarea entbunden. Dies entspricht 17,4% der Entbindungen (37,1% der Kaiserschnitte). Indikationen sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Für Geburten mit CTG-Veränderungen ist der Anteil durchgeführter Mikroblutuntersuchungen (MBU) ein Qualitätsmerkmal. Dieser betrug in Gruppe 1 18,7% (n=14), bei einer Gesamt-MBU-Rate von 4,9%. Die detaillierte Auswertung zeigte, dass nur in 60,0% der Geburten mit Herztonauffälligkeiten eine MBU durchführbar war. Damit liegt die MBU-Rate in Gruppe 1 bei 31,3% der möglichen Fälle. Der arterielle Nabelschnur-pH, ein weiteres Qualitätskriterium, lag in allen Fällen der Gruppe 1 über 7,10. Bei sekundären Sectiones der Gruppen 2–5 war der pH in 2,4% der Fälle <7,10, für das Gesamtkollektiv der 2011 an unserer Klinik Geborenen lag der Anteil bei 1,6%.

In Gruppe 3 (Sectio als elektiver Eingriff geplant) handelte es sich in 21 Fällen (30,0%) um Mehrlings-Schwangerschaften. 82,1% (n=32) der sekundären Kaiserschnitte aufgrund einer Lageanomalie waren Frühgeburten <37. SSW.

Schlussfolgerung:

Mögliche Strategien zur Reduktion der sekundären Sectio-Rate beinhalten für die analysierten Subgruppen eine Erhöhung der MBU-Rate sowie die Vorverlegung des elektiven Sectiotermins bei Mehrlingen und/oder Lageanomalien. Die Eignung dieser Interventionen ist durch eine Folge-Auswertung nach ihrer Implementierung zu überprüfen.

Tabelle 1: Indikationen der 2011 an der UFK Bonn durchgeführten sekundären Sectiones

Gruppe

n (%)

(1) Herztonauffälligkeiten

suspektes/pathologisches Kardiotokogramm, Bradykardie, sonstige

75 (26,5)

(2) Geburtsstillstand

Geburtsstillstand Eröffnungs-, Austreibungsperiode, Fehleinstellung, relatives Missverhältnis, sonstige

75 (26,5)

(3) elektive Sectio geplant

Lageanomalie, mütterlicher Wunsch, Frühgeburtlichkeit, Resectio, sonstige

70 (26,9)

(4) mütterliche/fetale Besonderheiten sub partu

Präeklampsie, Amnioninfektionssyndrom, vorzeitige Plazentalösung, drohende Uterusruptur, sonstige

40 (15,4)

(5) Notsectio

drohende fetale Asphyxie, vaginale Blutung

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Literatur:

[1] Nielsen 1983

[2] CEMACH 2004