Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P50
DOI: 10.1055/s-0032-1309142

Spezifität und Sensitivität von sFlt-1/PlGF ratio vorgeburtlich bei Präeklampsie/schwangerschaftsinduzierter Hypertonie < und ≥34 SSW sowie Proteinurie

H Lehnen 1, N Mosblech 1, T Reineke 2, A Puchooa 1, I Menke-Möllers 3
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Städt. Kliniken Mönchengladbach, Mönchengladbach
  • 2Klinische Forschung, Dr. Wilmar-Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe
  • 3MVZ Labormedizin Leverkusen, Leverkusen

Zielsetzung:

Überprüfung der Spezifität und Sensitivität von sFlt-1 (soluble fms like tyrosine kinase -1)/PlGF (Placental growth factor) ratio antenatal bei Präeklampsie/schwangerschaftsinduzierter Hypertonie (SIH) < und ≥34. SSW sowie Proteinurie.

Material und Methodik:

In einer retrospektiven Analyse wurden 63 Frauen mit Präeklampsie, 34 Frauen mit schwangerschaftsinduzierter Hypertonie und 6 Frauen mit Proteinurie sowie 72 Kontrollen hinsichtlich des sFlt-1/PlGF Quotienten antenatal überprüft. Bei den Kontrollgruppen wurden im Mittel 8 Wochen vor Geburt, bei den übrigen genannten Kollektiven im Mittel 2,4 bis 4,1 Wochen vorgeburtlich die sFlt-1/PlGF ratio bestimmt.

Für die Präeklampsieentwicklung wurde von der Firma Elecsys Roche Diagnostics, Prenzberg, Deutschland wurde für den Immunoassay eine Spezifität von 95% und eine Sensitivität von 82% zugrundegelegt bei einem cut off >85 für sFlt-1/PIGF Quotienten.

Zur statistischen Analyse wurde der Fisher Exact und Wilcoxon Ranksummentest für die Sensitivität, Spezifität, PPV (positive predictive value)und NPV (negative predictive value) herangezogen. Die Parameter für < und ≥34. SSW für Präeklampsie/SIH wurden ebenfalls überprüft.

Resultate:

Bei der Kontrollgruppe wurde ein sFlt-1/PIGF im Mittel von 18,52 ermittelt. Bei der Präeklampsie wurde im Mittel ein Wert von 136,01 bestimmt. Bei den übrigen genannten Kollektiven wie SIH und Proteinurie wurden im Mittel der Quotient von 85 nicht überschritten. In der Präeklampsie-Gesamtgruppe wurde eine Sensitivität von 59,375, eine Spezifität von 93,617, ein PPV von 86,364 sowie ein NPV von 77,193 ermittelt. Die Ergebnisse wurden dargestellt als Areal unter der ROC-Kurve von 0,97.

Lediglich bei dem Gesamtkollektiv Präeklampsie vs. Kontrolle wurde bei einer Spezifität von 9% eine Sensitivität von 59% erreicht, was auch statistisch signifikant ist mit einem p<0,0001 OR 1,034, 95% CI [1,021–1,047].

Weiterhin fand sich eine statistische Signifikanz von p<0,01 bei SIH vs. Kontrolle. Bei Differenzierung der Präeklampsie < und >34. SSW zur Kontrolle wurde die Sensitivität für <34. SSW auf 62,5% Sensitivität erhöht bei einer 100%igen Spezifität. Bei der Präeklampsie ≥34. SSW sank die Sensitivität von 59 auf 58%. Bei der Differenzierung der ausschließlich schwangerschaftsinduzierten Hypertonie <34. SSW vs. ≥34. SSW fand sich neben einer 100%igen Sensitivität auch eine 100%ige Spezifität.

Diskussion:

Levine et al (2004), Maynard (2003) demonstrierten ein gegenläufiges Verhalten von sFlt-1 zu PlGF-Level in den letzten 2 Monaten einer Schwangerschaft. Der proangiogenetische Faktor sFlt-1 steigt an, während der PlGF-Level fällt. Es konnte in der Literatur gezeigt werden, dass der sFlt-1 Level schätzungsweise für die letzten 5 Wochen der Schwangerschaft vor dem Einsetzen der Präeklampsie ansteigt und PlGF bei Präeklampsie Patientinnen signifikant niedriger war.

Diese Tendenz konnte von Chaiworupongsa (2004) bereits von der 13.-16. SSW. an beobachtet werden.

Verlohren et al. (2010) betonte die hohe Detektionsrate für Präeklampsie im Rahmen einer Multicenterstudie, wobei darauf hingewiesen wurde, dass die besten Vorhersagewerte für die Präeklampsie <34. SSW als ROC-Kurve gefunden wurde.

In unseren erhobenen Daten wurde ein PPV für sFlt-1/PIGF bei einem cut off von 85 von 86% gegenüber einem NPV von 77% dargestellt. Dies korreliert mit dem Ergebnis von Benton et al., der in seiner Studie eine Sensitivität von 59% für jede Schwangerschaft <34. SSW und 53% für die Schwangerschaft ≥34. SSW bei Präeklampsie ermittelte.

Zusammenfassung:

Selbst bei Differenzierung der Kollektive, konnte die hohe Sensitivität wie von der Firma Elecsys angegeben mit 82% in unserem Kollektiv nicht erreicht werden. Der Elecsys Test in unserem Kollektiv konnte zur Bestätigung der Präeklampsie herangezogen werden. Bei Vorliegen einer ausschließlichen SIH und Proteinurie war die Möglichkeit eines Präeklampsie-Ausschlusses mittels sFlt-1/PlGF hilfreich.

Der Test zeigte einen guten PPV und NPV bei Präeklampsieentwicklung <34. SSW.