Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P48
DOI: 10.1055/s-0032-1309140

Niedermolekulares Heparin zur Prävention habitueller Aborte – Vorstellung der multizentrischen EThIG2-Studie und Diskussion der aktuellen Datenlage

G Kamin 1, MK Bohlmann 2, S Seeger 3, N Rogenhofer 4, B Toth 5, E Schleußner 6
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Dresden
  • 2Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Lübeck
  • 3Frauenklinik, St. Elisabeth Klinikum Halle/S.
  • 4Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinik der Universität München, Campus Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität
  • 5Universitätsfrauenklinik Heidelberg
  • 6Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Fragestellung: Bis zu 5% aller Paare mit Kinderwunsch sind von habituellen Aborte (RSA) –2 und mehr Fehlgeburten – betroffen. Neben genetischen, anatomischen und hormonellen Faktoren können hierfür auch Thrombophilien ursächlich sein. Heparin und ASS gelten als Standardtherapie des Antiphospholipid-Syndroms in der Schwangerschaft. Die Bedeutung von Heparin in der Abortprävention bei RSA-Patientinnen ohne APS-Nachweis ist ungeklärt.

Material und Methoden: Die prospektiv-randomisierte multizentrische EThIG2-Studie vergleicht die Kombination aus Dalteparin und einem Multivitamin-Präparat (MVP) vs. MVP allein in einer Folgeschwangerschaft bei Frauen mit anamnestischer RSA-Problematik. Die Randomisation erfolgt nach Nachweis positiver embryonaler Herzaktionen in der Frühschwangerschaft. Ein APS sowie uterine Malformationen dienen unter anderem als Ausschlusskriterien. Desweiteren werden weitere Studien mit Heparin zur Abortprävention einer kritischen Analyse unterzogen.

Ergebnisse: Bis März 2012 sind 417 der 486 geplanten Schwangeren eingeschlossen (85,5%). Primärer Endpunkt ist das Erreichen der kindlichen Lebensfähigkeit mit 24. Schwangerschaftswochen, während Lebendgeburtrate, die Prävalenzen von Präeklampsie und intrauteriner Wachstumsrestriktion sowie therapieassoziierte Nebenwirkungen als sekundäre Endpunkte fungieren. Der aktuelle Studienstatus wird dargestellt. Die bisherigen prospektiven Studien zur RSA-Prävention mit Heparin zeigen keinen eindeutigen Nutzen, sind aber durch differierende Einschlusskriterien und Endpunkte gekennzeichnet.

Schlussfolgerung: Aufgrundlage der bisherigen publizierten Studien kann eine generelle Heparinapplikation zur Abortprävention bis dato nicht empfohlen werden. Die ETHIG2 Studie wird als weltweit größte randomisierte Studie wesentliche Daten zur die Effektivität einer prophylaktischen Heparinisierung bei RSA-Patientinnen liefern.