Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P42
DOI: 10.1055/s-0032-1309134

Diagnostik der Autoimmunthrombozytopenie und Alloimmunthrombozytopenie in der Schwangerschaft – Case Report

N Hahner 1, L Hellmeyer 1, BJ Hackelöer 1
  • 1Asklepios Klinik Barmbek, Gynäkologie und Geburtshilfe, Pränatalzentrum Level I, Rübenkamp 220, 22291 Hamburg

Zielsetzung:

Bei 3–4% aller Schwangerschaften besteht eine Autoimmunthrombozytopenie und bei ca. 1/3 erfolgt die Erstdiagnose in der Schwangerschaft. Die Autoimmunthrombozytopenie stellt die häufigste Ursache für Thrombozytopenien im I. und II. Trimenon dar. Da antithrombozytäre Antikörper oft nicht nachweisbar sind, ist es eine Ausschlussdiagnose, die klinisch und laborchemisch getroffen wird.

Während die Autoimmunthrombozytopenie nur sehr selten schwere Auswirkungen für das Kind hat, führt im Gegensatz dazu die Alloimmunthrombozytopenie bei Feten und Neugeborenen deutlich häufiger zu lebensbedrohlichen Hämorrhagien. Die Häufigkeit der Alloimmunthrombozytopenie bei Feten und Neugeborenen liegt bei ca. 1/1000. Ein Screening im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge findet nicht satt und die Diagnostik sowie präventive Maßnahmen erfolgen erst, wenn beim ersten Kind bereits Schäden durch Hämorrhagien aufgetreten sind.

Methoden und Patientin:

Beide Erkrankungsbilder werden anhand einer 29-jährigen Schwangeren IG/0P dargestellt, die im II. Trimenon zur Abklärung einer seit 2 Jahren bestehenden Thrombozytopenie ohne bekannte Ursache in unsere Klinik kommt. Es besteht der Verdacht einer ITP. Die Diagnostik zeigt wider Erwarten thrombozytäre Alloimmunantikörper und keine thrombozytären Autoantikörper. Der Kreuztest mit den väterl. Thrombozyten fällt positiv aus, somit besteht das 50% Risiko der fetalen Thrombozytopenie durch Allo-AK der Mutter. Es erfolgt die Genotypisierung des Feten.

Resultate:

Die Cordozentese des Feten zeigt, dass das Kind das HPA Ia Merkmal des Vaters nicht aufweist und sich somit keine fetale Thrombozytopenie entwickeln kann.

Bei der Mutter ist auch ohne Nachweis von thrombozytären Autoimmunantikörpern eine Autoimmunthrombozytopenie wahrscheinlich, zum einen wegen schwerer Thrombozytopenie bereits vor der Schwangerschaft desweiteren im I. Trimenon und erneut 4 Monate postpartal, auch ohne den Nachweis von thrombozytären Auto-AK.

Diskussion:

Es sollte bereits im ersten Trimenon eine Bestimmung der Thrombozytenzahl durchgeführt werden, um Autoimmunthrombozytopenien von anderen Thrombozytopien besser differenzieren und somit gezielte Behandlungen durchführen zu können.

Da sich der Zufallsbefund der Alloimmunthrombozytopenie bereits vor der Geburt des ersten Kindes ergab, kann man beim zweiten Kind gezielte Diagnostik und somit gezielte präventive Maßnahmen zur Linderung von Schäden durch neonatale Alloimmunthrombozytopenie durchführen.