Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P41
DOI: 10.1055/s-0032-1309133

Perniziöse Anämie in der Schwangerschaft – ein Fallbericht

C Daubert 1, CA Morfeld 1, RL Schild 1
  • 1Frauenklinik der DDH Hannover

Eine megaloblastäre Anämie beruht auf einer Störung der DNA-Synthese. Etwa 0,1–4% aller Schwangerschaftsanämien sind ursächlich auf diese Störung zurückzuführen. Zugrundeliegend sind ein Vitamin B12- und/oder Folsäuremangel. Sowohl Vitamin B12 als auch Folsäure werden nicht vom menschlichen Körper synthetisiert. Die einzige Quelle für Vitamin B12 sind tierische Nahrungsmittel wie Fleisch- und Milchprodukte. Die Aufnahme erfolgt gebunden an den Intrinsic Factor im terminalen Ileum. Das Auftreten einer Vitamin B12 Mangelanämie in der Schwangerschaft ist äußerst selten, da 4mg in der Leber und anderen Orten des Körpers gespeichert sind und es bei einem geringen Tagesbedarf mehrere Jahre dauert, bis eine Vitamin B12 Mangelanämie auftritt.

Wir berichten von einem Fall einer perniziösen Anämie im dritten Trimenon. Die Patientin (Gravida VIII, Para VII) stellte sich in unserer Klinik mit 33 +1 SSW und vorzeitigem Blasensprung vor.

Im Aufnahmelabor fiel eine makrozytäre Panzytopenie (MCV 108,2fl (Norm 79,4– 94,8fl), MCH 39,7pg (Norm 25,6–32,2pg)) auf, weswegen die gezielte Bestimmung von Vitamin B12, Folsäure und Retikulozyten erolgte. Bei einem erniedrigten Vitamin B12 Wert von 130pg/ml (Norm: 157– 1059pg/ml), grenzwertig niedrigem Folsäure-Spiegel von 3mg/ml (Norm: 3–17ng/ml) und Retikulozyten von 10‰ (Norm 4–15‰) wurde der Verdacht auf eine perniziöse Anämie gestellt. Bei einem Ferritin-Wert von 218,6ng/ml (Norm 13–150ng/ml) konnte ein Eisenmangel ursächlich ausgeschlossen werden. Neurologische Auffälligkeiten zeigte die Patientin nicht.

Die Patientin erhielt eine Therapie mit Vitamin B12 (1000µg 1 × wöchentlich i.m.) sowie Folat (5mg/Tag oral).

Präpartal kam es zu einem weiteren Abfall des Hämoglobin auf 5,35g/dl, so dass zwei Erythrozytenkonzentrate transfundiert wurden. Nach Absetzen der Tokolyse kam es im Verlauf zu einem Spontanpartus eines unreifen, weiblichen Neugeborenen mit guten Apgar- und pH-Werten. Das Kind wurde wegen Frühgeburtlichkeit in die Kinderklinik verlegt und entsprechend beobachtet. Klinisch blieb das Kind unauffällig.

Bei einem Hb von 5,4g/dl erhielt die Patientin postoperativ weitere zwei Erythrozytenkonzentrate. Hierunter konnte ein Hb von 8,4g/dl erreicht werden. Die Therapie mit Vitamin B12 und Folat wurde weitergeführt. Eine Dosisanpassung wird anhand aktueller Laborwerte erfolgen. Zur differenzialdiagnostischen Abklärung der perniziösen Anämie ist nach Abschluss des Wochenbettes eine weitergehende internistische Abklärung inklusive Gastroskopie geplant.