Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P39
DOI: 10.1055/s-0032-1309131

Gefahr der Hyperthyreose in der Schwangerschaft – Falldarstellung

F Götz 1, U Schneider 1, K Dawczynski 2, C Vilser 2, A Hübler 2, E Schleußner 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abt. Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena
  • 2Klinik für Kinder und Jugendheilkunde, Universitätsklinikum Jena

Eine mütterliche Hyperthyreose (HT) kommt in ca. 0,2% der Schwangerschaften vor. Zum überwiegenden Teil ist die HT durch einen M. Basedow bedingt. Typische Symptome, wie Schwitzen, Dyspnoe oder körperliche Schwäche werden in der Schwangerschaft oft verkannt. Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung der Schilddrüsen (SD)-Hormone (TSH, fT3, fT4) sowie dem Nachweis von TSH-Rezeptor-Antikörpern (TRAK).

Unbehandelt steigt das Risiko von Wachstumsretardierung, Frühgeburtlichkeit und Eklampsie.

Durch die Plazentagängigkeit der TRAK kann es beim Feten in der 2. Hälfte der Schwangerschaft zu einer Stimulation der SD kommen.

Fall:

31-jährige Pat. (G I,P0) mit therapierefraktärem M. Basedow und Z.n. Thyreodektomie unter L-Thyroxin-Therapie. Die engmaschigen Kontrollen im perinatologischen Zentrum ergaben ein unauffälliges Ersttrimesterscreening. Ab der 20. SSW kam es zur verzögerten Normalisierung des uteroplazentaren Flows. Die Therapie erfolgte mit ASS. Danach entzog sich die Pat. der Kontrolle. Die Aufnahme erfolgte in der 35. SSW mit regelmäßigen Wehen und fetaler Tachykardie (fT). Eine leichte fT war bereits in der 30. SSW, ohne Konsequenz oder Hormon-Bestimmung, dem Mutterpass zu entnehmen. Es kam zur spontanen Frühgeburt eines Säuglings mit thyreotoxischer Krise (Stadium I), stark erhöhten SD-Hormonen und TRAK sowie einer palpablen Struma. Der Zustand verschlechterte sich initial (pulmonale Hypertension, Sauerstoff-Bedarf, Atemunterstützung, Elektrolytentgleisung). Durch Intensivtherapie mit Analgosedierung, β-Blockern und Thyreostatika Besserung der Symptomatik. Nach 20 Tagen war die Entlassung mit Normalisierung der Hormonsituation unter Thiamazol, Propanolol und Phenobarbital möglich. Bisher gibt es keine Anzeichen einer praematuren Nahtsynostose.

Fazit:

Bei Z.n. Thyreodektomie bei M. Basedow ist die Bestimmung der TRAK im Verlauf essentiell um die Gefahr einer HT beim Kind rechtzeitig zu erkennen! Bei erhöhten TRAK ist eine engmaschige Kontrolle (Sonografie und CTG) auf Hyperthyreosezeichen, wie IUGR, Tachykardie und Struma wichtig. Bei positivem Befund sollte mit einer thyreostatischen Therapie begonnen werden um eine thyreotoxische Krise beim Feten zu vermeiden.