Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P31
DOI: 10.1055/s-0032-1309123

Frühschwangerschaft-Risikoevaluation bezüglich einer Präeklampsie und neonatalen Outcomes

M Baumann 1, U Wiedemann 2, D Surbek 1, U Nydegger 2, M Risch 2, L Risch 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Inselspital Bern, Schweiz
  • 2Labormedizinisches Zentrum Dr. Risch, Liebefeld, Schweiz

Zielsetzung: Präeklampsie ist eine Schwangerschaft-spezifische Erkrankung, welche die perinatale Morbidität und Mortalität sowohl der Mutter als auch des Kindes substantiell erhöht. Es gibt Hinweise, dass in einem Hochrisikokollektiv eine frühe Aspirin-Gabe, d.h. vor der 16. Schwangerschaftswoche (SSW), die Präklampsie-Rate reduzieren kann. Eine Früherkennung von schwangeren Frauen mit einem erhöhten Präklampsie-Risiko würde eine effektive pharmakologische Prävention ermöglichen.

Ziel dieser Studie ist die Evaluation eines Algorithmus zur Identifikation schwangerer Frauen mit erhöhtem Risiko für eine spätere Präeklampsie sowie des neonatalen outcomes.

Methoden und Patientinnen: In einer eingebetteten Fall-Kontrollstudie im Rahmen der laufenden PRADO Studie (aktuell n=1500) wurden Frauen, welche später eine Präeklampsie entwickelten, gepaart (bezüglich mütterlichem Alter, Schwangerschaftsalter, Raucherstatus und Gewicht) mit Frauen, welche eine unauffällige Schwangerschaft zeigten. In Serumproben, entnommen im Rahmen des Ersttrimester Screenings (Schwangerschaftswoche 11–14), wurden Placental Growth Factor (PLGF) und PAPP-A mittels einer immunoanalytischen Methode analysiert (Perkin Elmer, Turku, Finland). Mittels „Screen info“ Software von Cuckle et al. wurden Risiken für die Entwicklung einer early-onset (<34 SSW) und late-onset Präeklampsie berechnet. Neonatales outcome wurde mittels APGAR-Werten und pH in der Nabelschnurvene und -arterie ermittelt.

Resultate: 11 Fälle mit einer early-onset Präeklampsie wurden gepaart mit 50 Kontrollen. ROC-Analysen mit einer AUC von 0,83 (95% CI 0,71–0,91) ergaben gute Prädiktion-Charakteristika bezüglich einer early-onset Präeklampsie. Ein follow-up lag in 85% der Fälle vor. Bei einem Risiko cut-off von 1:134 lag die Spezifität einer early-onset Präeklampsie bei 82% (95%CI 69–91%), während die Sensitivität 91% (95%CI 59–99%) betrug. 13 Fälle mit einer late-onset Präeklampsie wurden gepaart mit 61 Kontrollen. Die AUC für die Voraussage der late onset Präklampsie betrug 0,72 (95%CI 0,61–0,82). Bei einem Riskio cut-off von 1:84 lag die Sensitivität für die Voraussage einer late-onset Präeklampsie bei 62% (95% CI 32–86%), während die Spezifität 80% (68–89%) ergab. Der Risikowert korrelierte mit den 1 (p<0,04; Spearman correlation) und 5 (p<0,04) und 10-Minuten (p<0,04) APGAR-Werten oder Nabelschnur-pH-Werten.

Diskussion: Die PLGF- und PAPP-A-Serumwerte, gemessen zum Zeitpunkt des Ersttrimester Screenings, welche mit der „Screen info“ Software ausgewertet werden, ermöglicht die Identifizierung schwangerer Frauen mit einem erhöhten Risiko für early- und late-onset Präeklampsie. Mittels des angewandten Algorithmus kann das neonatale outcome vorhergesagt werden.