Gesundheitswesen 2012; 74(10): 612-617
DOI: 10.1055/s-0032-1308977
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Sichtweise der kommunalen Ebene über den Hausärztemangel – eine Befragung von Bürgermeistern in Baden-Württemberg

Perceptions of the Local Government about the Primary Care Physicians Shortage – A Survey among Mayors in the Federal State of Baden-Wuerttemberg
J. Steinhäuser
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg Heidelberg
2   Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg
,
L. Scheidt
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg Heidelberg
2   Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg
,
J. Szecsenyi
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg Heidelberg
2   Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg
,
K. Götz
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg Heidelberg
2   Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg
,
S. Joos
1   Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg Heidelberg
2   Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
05 April 2012 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund:

Die Ebene der Gemeinden nimmt bei Maßnahmen gegen den Hausärztemangel eine wichtige Rolle ein. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Perspektiven und Erfahrungen von Bürgermeistern zu diesem Thema zu explorieren.

Methode:

Alle 1101 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Baden-Württemberg (BW) wurden im Mai 2011 angeschrieben und gebeten, einen selbstentwickelten Fragebogen auszufüllen. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse:

Teilgenommen haben 63% (n=698) der Bürgermeister in BW. Über 90% der Teilnehmer sahen es als ihre Aufgabe, die hausärztliche Versorgung zu sichern. 16% gaben an, dass eine Praxis in ihrer Gemeinde aufgrund Nachfolgermangel geschlossen werden musste. Eine sehr gute Infrastruktur scheint durch die Gemeinden bereits vorgehalten zu werden, während Notfallpraxen bisher nur in 15% der Gemeinden existieren. Fast die Hälfte der Befragten hielten als Maßnahme, um Ärzte für ihre Gemeinde zu gewinnen, unterschiedliche Unterstützungen durch die Gemeinde für umsetzbar.

Schlussfolgerungen:

Das Thema Hausärztemangel ist für Gemeinden in BW ein relevantes Thema. Um Ärzte als Nachfolger für frei werdende Arztsitze in ihrer Region zu gewinnen, bieten bereits jetzt die Mehrzahl der Gemeinden wichtige Infrastrukturelemente bzw. Anreize und sind zu weiteren Maßnahmen bereit. Die nachrückende Ärztegeneration müsste über die vorhandenen Voraussetzungen informiert werden. Innovativere Maßnahmen sollten als Pilotprojekte in einzelnen Gemeinden erprobt werden.

Abstract

Background:

Local governments have a crucial role in dealing with the primary care physicians shortage (PS). The aim of this study is to evaluate the perspectives and experiences of the local mayors on this issue.

Methods:

In May 2011, all 1101 mayors in the Federal State of Baden-Wuerttemberg (BW) were invited to participate in the study by filling out a survey developed by the authors. Data were analysed descriptively.

Results:

Of the contacted mayors in BW, 63% (n=698) responded. More than 90% of the participants consider it their duty to ensure future primary care. 16% experienced local practice closures due to PS. The infrastructure provided by the communities seems to be at a high level, whereas emergency practices exist in only 15% of the communities at present. Supportive actions to attract new GPs are evaluated as appropriate by almost half of the participants.

Conclusions:

The PS topic is of high relevance for communities in BW. In order to gain future physicians for their region, the majority of the communities are maintaining a high level of infrastructure and are willing to offer more actions. The young generation physicians need to be informed about these existing conditions. Innovative ideas should be implemented in individual communities as pilot projects.