Handchir Mikrochir Plast Chir 2012; 44 - A26
DOI: 10.1055/s-0032-1308850

„Pull Through Technik“ als narbensparende therapeutische Option bei Gynäkomastie

B Kernt 1, S Deiler 2, T Holzbach 1, R Giunta 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik LMU München Campus Innenstadt, Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie, München, Deutschland
  • 2Klinikum Rechts der Isar TUM, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Deutschland

Einleitung: Die Gynäkomastie ist ein häufiges Krankheitsbild das vor allem während der Pubertät und im Alter auftritt. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von einer reinen Fettgewebsvermehrung bei Adipositas bis hin zu medikamenteninduzierten Drüsenwachstum. Je nach Ausprägung beinhalten bisherige Therapiekonzepte Liposuktionen und/oder zusätzliche periareoläre Drüsenresektionen mit oder ohne Hautstraffung. Als Komplikationen können Narben und behandlungsbedürftige Nachblutungen auftreten. Wir stellen hier ein im Mamillen-Areolen-Bereich narbenfreies Behandlungskonzept für Gynäkomastien jeden Grades vor.

Methodik: Es wurden 7 Patienten im Zeitraum von Oktober 2010 bis April 2011 in die Untersuchung eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde zunächst eine Liposuktion in Tummeszenz über eine laterale Stichinzision im Submammarbereich durchgeführt. Wenn nach der Liposuktion noch Drüsengewebe vorhanden war, wurde dieses über den selben Zugang subkutan reseziert und mittels scharfer Klemme durch die Stichinzision entfernt („Pull Through Technik“). Untersuchungen erfolgten praeoperativ, 3 Tage 3 Wochen 3 Monate und 6 Monate postoperativ.

Ergebnisse: Bei einem Patient mit einer Gynäkomastie Grad BI nach Tanner reichte eine einfache Liposuktion aus, um das komplette Volumen der Brust zu entfernen. Bei den 6 weiteren Patienten (3 Patienten mit einer Gynäkomastie Grad BIII, 1 Patient Grad BIV und 2 Patienten Grad BV) wurde zusätzlich eine subkutane Mastektomie und Entfernung der Drüse durchgeführt. Bei allen Patienten konnte ein zufriedenstellendes kosmetisches Ergebnis erzielt werden. Schwerwiegenden Komplikationen traten nicht auf. Bei einem Patienten der nur eine Liposuktion erhalten hatte, kam es an der rechten Brust zu einer korrekturbedürftigen Verwachsung mit der Pektoralisfaszie. Bei allen Patienten retrahierte sich die Überschüssige Haut fast komplett, so dass keine zusätzliche periareoläre Straffung notwendig wurde.

Diskussion: Häufige Komplikationen nach konventionellen Therapieansätzen zur Gynäkomastiekorrektur höheren Grades (Tanner BII-BV) sind sichtbare Narben direkt im Mamillen-Areolen-Bereich. Die hier dargestellte Operationsmethode benötigt zur kompletten Resektion der Brustdrüse keinen zusätzlichen Schnitt im Mamillen-Areolen-Bereich. In dieser Studie traten keine schwerwiegenden Komplikationen auf.