Endoskopie heute 2012; 25 - P20
DOI: 10.1055/s-0032-1308786

Hocheffektive konservative Therapie einer beginnenden Sepsis infolge Magenperforation nach PEG-Anlage durch endoskopischen Over-the-scope Clip (OTSC)-Perforationsverschluss und frühzeitiger Tigecyclin-/Linezolidapplikation

M Raithel 1, A Hagel 1, C Neufert 1, A Nägel 1, MF Neurath 1, A Schiele 2, H Kessler 3
  • 1Universität Erlangen, Medizinische Klinik 1, Erlangen
  • 2Universität Erlangen, Klinik für Anästhesiologie, Erlangen
  • 3Universität Erlangen, Chirurgische Klinik, Erlangen

Ein 52-jähr. Pat. mit Z.n. Reanimation wegen Kammerflimmern bei KHK (STEMI 5/2011) und hypoxischem Hirnschaden erhielt unter intensivmedizinischen Bedingungen (Beatmung) zur Ernährung eine 9Fr PEG in den Magencorpus appliziert. Ca. 60 Std. nach PEG-Applikation fiel ein zunehmender Bauchumfang, eine plötzlich einsetzende Tachyarrhythmia bis 135/min (Troponin neg.), Blutdruckabfall auf 108/68mm Hg und beginnende katecholaminpflichtige Sepsis auf.

Es wurde rasch eine Katecholamingabe, Applikation von Tigecyclin (100mg KI) und Linezolid (600mg KI) sowie eine Endoskopie unter Op-Bedingungen durchgeführt, um die Perforationsstelle zu lokalisieren. Direkt neben der PEG-Einstichstelle fand sich im Magen eine ca. 1–2mm große Perforationsöffnung, aus der Luft ein- und austrat.

Endoskopisch wurde über das Perforationsostium Luft und die Ernährungslösung aus dem Abdomen herausgesaugt. Die PEG wurde abgeschnitten, mit der Schlinge geborgen und das iatrogene Perforationsostium unverzüglich mit dem OTSC-Clip vollständig verschlossen.

Die weitere intensivmedizinische Behandlung unter 2×50mg KI Tigecyclin und 2×600mg KI Linezolid zeigte einen raschen Blutdruckanstieg und Wiedereinsetzen des Sinusrhythmus, so dass 8h nach Therapiebeginn die Katecholamine beendet werden konnten und eine rasche Rückresorbtion der abdominellen Luft eintrat.

Diese Kasuistik zeigt einen iatrogen induzierten Fall einer schweren PEG-assoziierten Magenperforation mit beginnender Sepsis. Durch eine unverzügliche kombinierte Therapie mittels frühzeitigem und komplettem endoskopischen Perforationsverschluss in Verbindung mit einer hocheffektiven antimikrobiellen Therapie mit Tigecyclin und Linezolid konnte die beginnende Sepsis rasch beseitigt werden und eine ansonsten angezeigte offene Notoperation zum Perforationsverschluss vermieden werden.