Endoskopie heute 2012; 25 - P17
DOI: 10.1055/s-0032-1308783

Ist die Verschleppung maligner Zellen durch die Anlage einer Perkutanen Endoskopischen Gastrostomie (PEG) eine seltene Komplikation? – Erste Ergebnisse einer prospektiven, systematischen Studie

M Ellrichmann 1, P Sergeev 1, V Kataev 1, A Arlt 1, P Wietzke-Braun 1, T Topalidis 2, A Fritscher-Ravens 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Interdisziplinäre Endoskopie; 1. Medizinische Klinik, Kiel
  • 2Institut für Zytologie, Hannover

Einleitung: Die Durchführung einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) ist ein Standardverfahren bei Patienten mit malignen Erkrankungen des Ösophagus und des Oropharynx (ENT), um unter onkologischer Therapie die enterale Ernährung zu sichern. Während der Implantation in Durchzugstechnik kommt der PEG-Schlauch und die Halteplatte in direkten Kontakt mit dem Tumor. Bisher sind als Spätkomplikation Einzelfälle einer lokalen Tumoraussaat im Bereich der Implantationsstelle beschrieben worden. Da sich unter mordernen Therapieoptionen die Überlebenszeiten kontinuierlich verbessern, könnte diese Zellverschleppung prognostische Bedeutung erlangen. In dieser Studie wurde prospektiv das Risiko einer lokalen Tumorzellverschleppung nach PEG-Implantation in Durchzugstechnik bei Patienten mit Ösophaguskarzinomen und ENT untersucht.

Methodik: In dieser Pilotstudie wurden 15 Patienten mit ENT von insgesamt 50 geplanten eingeschlossen. Unmittelbar nach Implantation einer PEG in Durchzugstechnik wurde eine Bürstenzytologie vom PEG-Schlauch und der kutanen Implantationsstelle entnommen und weiter zytologisch untersucht.

Ergebnisse: 15 konsekutive Patienten, 13 mit ENT-Tumoren und 2 mit Ösophaguskarzinomen, erhielten eine PEG ohne signifikante Komplikationen. In der Bürstenzytologie wurden in 4 von 15 Fällen (27%) maligne Zellen nachgewiesen. Beide Patienten mit Ösophaguskarzinomen wiesen eine maligne Zellverschleppung auf, aber nur 2/13 Patienten mit ENT-Tumoren.

Diskussion: In einer kleinen Patientenserie zeigte sich eine Rate einer malignen Zellaussaat von 27% nach PEG-Implantation in Durchzugstechnik. In Anbetracht der zunehmenden Lebenserwartung der onkologischen Patienten mit modernen Therapieverfahren, ist ein vollständiger Ersatz der PEG-Durchzugstechnik durch eine Direktpunktionstechnik zu diskutieren. Im Vergleich zu ENT-Tumoren scheinen insbesondere Ösophaguskarzinome eine Tumorzellverschleppung zu begünstigen. Aufgrund der aktuell noch geringen Patientenzahlen ist eine abschließende Aussage bezüglich geänderter Prognosen noch nicht möglich.