Endoskopie heute 2012; 25 - P9
DOI: 10.1055/s-0032-1308775

Endoskopisches Management von Patienten mit hyperplastischem Polyposis-Syndrom (HPS): Eine prospektive unizentrische Fallserie

V Schön 1, I Messer 2, G Mayer 2, A Tannapfel 3, C Ell 2, J Pohl 2
  • 1Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden, Innere Medizin II, Gastroenterologie, Wiesbaden
  • 2Dr. Horst-Schmidt Kliniken, Wiesbaden
  • 3Ruhr-Universität, Bochum

Einleitung: Kolorektale Karzinome (KRK) können nicht nur über den „Adenom-Karzinom-Pathway“, sondern auch über den sog. "serratierten Pathway“ entstehen. Ein besonders hohes Risiko der KRK aus serratierten Läsionen (bis 60% Lebenszeitrisiko) haben Patienten mit dem genetisch fixierten hyperplastischen Polyposis-Syndrom (HPS). Es gibt bislang keine prospektiv kontrollierten Studien, die das Management dieser Erkrankung untersuchen.

Ziele: Untersuchung der klinischen Effizienz und Sicherheit des endoskopischen Managements von HPS-Patienten im Langzeitverlauf.

Methodik: Von 03/2009 bis 11/2011 wurde bei 20 Patienten die Diagnose eines HPS gestellt. Diesen Patienten wurde die Betreuung in einem prospektiv dokumentierten standardisierten Therapie- und Überwachungsprogramm angeboten. In der Index-Koloskopie wurde Anzahl und Größe aller Läsionen dokumentiert. In der Therapiephase wurden in 3-Monatsintervallen alle Läsionen >5mm (von proximal nach distal) abgetragen. Nach Komplettierung der Resektionen erfolgte eine jährliche Koloskopie mit Panchromoendoskopie.

Ergebnis: 17/20 Patienten (9Männer, 8 Frauen, mittleres Alter 52 Jahre) mit neu diagnostiziertem HPS -Syndrom nahmen das Angebot der standardisierten Betreuung an. 15 dieser Patienten wurden zur Abtragung vordiagnostizierter Läsionen vorgestellt, die Diagnose eines HPS war nur bei 2 Patienten in einer auswärtigen Koloskopie gestellt worden. 6/17 Patienten hatten eine positive Familienanamnese für das KRK. Die mittlere Anzahl der Kolon-Läsionen >5mm bei Erstvorstellung lag bei 11±7 (4–26). Insgesamt wurden bei den 17 Patienten

287 Läsionen >5mm reseziert (darunter 248 hyperplastische Läsionen, 17 serratierte Adenome und 22 Adenome mit LGIN). Diese Läsionen hatten ausnahmslos eine flache Wuchsform (Paris-Klassifikation Typ IIa/IIb) und waren zum Großteil (111/287; 39%) im rechten Hemikolon lokalisiert.

Schlussfolgerung: Das HPS-Syndrom ist eine, wahrscheinlich durch Unkenntnis des erst kürzlich definierten Syndroms und die flache Wuchsform der Läsionen bedingt, erheblich unterdiagnostiziertes Polyposis-Syndrom. Eine engmaschige standardisierte koloskopische Überwachung scheint möglich und gerechtfertigt.