Einleitung: Die Pankreatitis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die häufig mit einer Flüssigkeitsansammlung
einhergeht. Die Aspiration von Flüssigkeitsansammlungen, Nekrosen und Pseudozysten
für die mikrobiologische Analyse ist eine selten durchgeführte Methode. Ziel dieser
Studie war die mikrobiologische Untersuchung von Punktaten im Vergleich zu Blutkulturen
und deren Einfluss auf das Antibiosemanagement bei Patienten mit pankreatischen Flüssigkeitsansammlungen,
bei denen eine Entlastungspunktion indiziert war.
Methodik: In dieser prospektiven Multicenterstudie wurden während endoskopischer Eingriffe
von 04/2010 bis 10/2011 bei 56 Patienten Aspirate aus pankreatischen/peripankreatischen
Flüssigkeitsansammlungen sowie Blutkulturen gewonnen und mikrobiologisch untersucht.
Ergebnisse: Hauptindikation für die Drainage von Flüssigkeitsansammlungen/Nekrosen/Zysten waren
Schmerzen unabhängig von Fieber bei Patienten mit akuter (AP; 59%) und chronischer
(CP; 29%) Pankreatitis sowie bei Patienten mit anderen Grunderkrankungen (12%). 55%
der untersuchten Punktate zeigten eine Keimbesiedlung, die nur in einem einzigen Fall
auch in der vergleichenden Blutkultur nachweisbar war. Die häufigsten Keime waren
Enterococcus spp. (33%), Candida spp. (18%) und Streptococcus spp. (11%). Monoinfektionen
traten in 42% der Fälle auf. Risikofaktor für eine Keimbesiedlung waren akute Pankreatitis
(p=0,002), C-reaktives Protein (p=0,004), Leukozytose (p=0,010), langer stationärer
Aufenthalt (p=0,002), Nekrosen (p=0,024) und eitrige Punktate (p=0,019), nicht aber
Fieber. Bei 27 Patienten mit positivem Keimnachweis aus dem Aspirat und empirischer
Antibiotikatherapie vor Eingriff, musste diese bei 22 Patienten (82%) aufgrund des
Antibiogrammes umgestellt werden. Nur in 18% der Fälle bewies das Antibiogramm die
Richtigkeit der empirischen Antibiose.
Schlussfolgerung: Keimbesiedlung in pankreatischen Flüssigkeitsansammlungen von Patienten mit akuter/chronischer
Pankreatitis sind häufig und unabhängig von Fieber, vor allem bei Vorhandensein von
hier erstmals beschriebenen Risikofaktoren. Nur die mikrobiologische Analyse des Aspirates,
nicht aber die Blutkultur, sichert den Keimnachweis und damit die effektive antibiotische
Therapie.