Endoskopie heute 2012; 25 - P3
DOI: 10.1055/s-0032-1308769

Endosonografie des Colons zur Differenzierung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa im Vergleich zu gesunden Kontrollen – eine prospektive, verblindete, vergleichende Studie

M Ellrichmann 1, A Fritscher-Ravens 1, S Nikolaus 2, A Arlt 1, T Kühbacher 2, J Bethge 1, L Wintermeyer 3, S Schreiber 2, P Wietzke-Braun 2
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Interdisziplinäre Endoskopie; 1. Medizinische Klinik, Kiel
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel; 1. Medizinische Klinik, Kiel
  • 3Praxis für Gastroenterologie, Kiel

Einleitung: Bei einigen Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann eine Differenzierung zwischen Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) schwierig sein. Neue Echoendoskope liefern hochauflösende Bilder der Wandung des Gastrointestinaltraktes (GIT), wobei bisher bei fehlender Zulassung nur wenig Erfahrung in der Beurteilung des Kolons besteht. Ziel dieser prospektiv, verblindeten Studie war es, erstmals die Wandschichtung im unteren GIT Σ bei Patienten mit CED im Vergleich zu gesunden Kontrollen (HC) zu prüfen und eine Differenzierbarkeit von MC und UC zu evaluieren.

Methodik: 143 Patienten wurden mit einem radiären Echoendoskop (Pentax) untersucht: 45 Patienten mit aktivem/inaktivem MC, 37 mit aktiver/inaktiver CU und 61 HC. Im mittleren Sigmadrittel wurde endosonographisch 3x die Gesamtwanddicke (TWT), Mukosa- und Submukosadicke bestimmt. Das umgebende Gewebe wurde auf den Nachweis von Lymphknoten untersucht. Die Untersucher waren geblindet bezüglich der vorliegenden Erkrankungen und entzündlichen Aktivität.

Ergebnisse: Bei HC lag die TWT bei 1,71±0,02mm (n=61) mit klarer Differenzierung der Schichten. Patienten mit aktiver CED (n=52) zeigten eine TWT von 3,51±0,15mm ohne signifikanten Unterschied zwischen MC und CU (p=0,06). Bei akuter CU wurde eine signifkante Verdickung der Mukosa bei nahezu normaler Submukosa und M. propria beobachtet. Bei akutem MC fiel eine Verbreiterung der Submukosa bei regelrechter Mukosa auf (MucosaUC=2,08±0,11mm; MucosaCD=1,32±0,17mm; p=0,0001; SubmucosaUC=1,01±0,08mm; SubmucosaCD=2,01±0,22mm; p=0,0001). Parakolische Lymphknoten ließen sich in 73,7% (14/19) der Patienten mit akutem MC, nicht bei CU nachweisen. Die TWT bei MC und CU in Remission zeigte keinen signifikanten Unterschied zu HC. Durch die Kriterien TWT, Mukosa-, Submukosaverbreiterung und Nachweis von parakolischen Lymphknoten wurde eine Sensitivität von 92,3% für die Differenzierung einer akuten CU von einem akuten MC erreicht.

Diskussion: Eine verbreiterte TWT hat einen hohen positiv prädiktiven Werte bei der Beurteilung einer akuten Entzündung bei CED. Die endosonographische Beurteilung des Colons kann verlässlich zwischen akutenr CU und akutem MC differenzieren. Ergänzende Studien sind notwendig, um diese ersten Ergebnisse zu sichern.