Endoskopie heute 2012; 25 - FV8
DOI: 10.1055/s-0032-1308728

Langzeitergebnisse nach endoskopischer Resektion von komplizierten Kolonpolypen – eine prospektive Zwei-Center-Studie

J Pohl 1, M Borgulya 1, C Ell 1, G Mayer 1, C Gerges 2, H Neuhaus 2, B Schumacher 2
  • 1Dr. Horst-Schmidt Kliniken, Gastroenterologie, Wiesbaden
  • 2Evangelisches Krankenhaus, Klinik für Innere Medizin, Düsseldorf

Hintergrund: Große Kolonadenome mit flacher oder sessiler Wuchsform haben neben einem höheren Malignitätspotential auch erhöhtes Risiko inkomplett endoskopisch reseziert zu werden. Für das Zeitfenster der endoskopischen Verlaufskontrollen komplizierter Polypen gibt es nur wenig Evidenz.

Im Rahmen einer großen prospektiven Zwei-Center-Studie wurde die Effektivität endoskopischer Resektionen von komplizierten Polypen mit standardisierten Langzeitverlaufskontrollen untersucht.

Methodik: Zwischen 08–2009 und 10–2011 wurden konsekutiv 238 Patienten mit 249 Kolonpolypen eingeschlossen. Einschlusskriterien waren nicht gestielte Läsionen mit einer Größe ≥20mm. Die standardisierte Verlaufskontrollen erfolgten nach 6 und 12 Monaten mit nativer sowie chromoendoskopischer Inspektion der Abtragungsstelle, gefolgt von einer systematischen Biopsie (min. 3 Biopsien) der Postpolypektomienarbe

Primäre Endpunkte:

  • Komplikationsrate der endoskopischen Prozedur

  • Detektion der Postpolypektomienarbe in den Verlaufskontrollen

  • Risiko des histologischen Rezidivs in der makroskopisch rezidiv-freien Postpolypektomienarbe

Ergebnisse: Insgesamt wurden 238 Patienten (57% Männer, 43% Frauen) mit 249 Adenomen nach kompletter Resektion eingeschlossen. Tab.1 zeigt die Komplikationen nach initialer Resektion. Die Gesamt-Komplikationsrate lag bei n=39 (15,6%), darunter n=17 (7,6%) Majorkomplikationen mit n=14 (5,8%) Blutungen und n=3 (1,2%) Perforationen, von denen n=2 operativ versorgt wurden. Histologisch zeigten n=27 (11%) Adenome fortgeschrittene Neoplasien.

Nach 3–6 Monaten erfolgte für 137 resezierte Läsionen eine Nachkontrolle, die in 33% der Fälle (n=46) ein Residuum zeigte. Von den verbliebenen 91 rezidivfreien Postpolypektomienarben wurde 44 nach 12 Monaten nochmals kontrolliert. Hier ließ sich ein Spätrezidiv bei n=5 (11%) nachweisen. Alle Residuen konnten in zweiter Sitzung durch erneute endoskopische Resektion in die Remission gebracht werden.

Die systematische Narbenbiopsie durch den Endoskopiker ergab in n=26 (18%) eine Fehleinschätzung bezüglich möglicher Residuen. Dabei fanden sich n=15 (11%) falsch-positive Ergebnisse und n=11 (7%) falsch-negative Ergebnisse.

Tab.1: Komplikationsrate nach endoskopischer Resektion

Komplikationen

Häufigkeit Gesamt: N=249

Prozent

keine Komplikation

209

83,9%

Postpolypektomiesyndrom

12

4,8%

Blutung mit Hb-abfall >2mg/dl mit konservative Therapie

2

0,8%

Blutung mit Hb-Abfall <2mg/dl

10

4%

Perforation

4

1,6%

Re-Endoskopie wegen Blutung

12

4,8%

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen eine hohe Rate an Früh- und Spätrezidiven trotz initial makroskopisch „kompletter“ Resektion. Eine endoskopische Re-Therapie des Rezidivs war jedoch in allen Fällen möglich. Angesichts der Resultate erscheint eine standardisierte endoskopische Verlaufskontrolle zwingend und eine systemische Biopsie auch endoskopisch blander Postpolypektomienarben sinvoll.