Gesundheitswesen 2012; 74 - V55
DOI: 10.1055/s-0032-1307319

Der Reaktorunfall von Fukushima: Folgen für Japan und für uns

B Grosche 1
  • 1Bundesamt für Strahlenschutz, Oberschleißheim

Der Unfall des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi war die Folge einer Naturkatastrophe: dem Erdbeben vom 11. März 2011 mit einer Stärke von 9,0 und dem anschließenden Tsunami.

Für Japan bedeutete die dreifache Katastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall, dass mehr als 330.000 Personen evakuiert werden mussten. Die Strahlendosen für die Allgemeinbevölkerung waren und sind nach den Berichten aus Japan gering, aber gesundheitliche Auswirkungen können in Einzelfällen nicht ausgeschlossen werden, wenn es zu erhöhten Belastungen gekommen ist. Von besonderem Interesse sind Schilddrüsenerkrankungen, Leukämien und Brustkrebs, die im Zusammenhang mit anderen Unfallsituationen beobachtet wurden. Obwohl die Strahlendosen für die Allgemeinbevölkerung im Mittel gering sind gibt es dennoch die dringende Notwendigkeit, gesundheitliche Auswirkungen zu untersuchen. Aufgrund der Erfahrungen nach dem Tschernobyl-Unfall müssen zusätzlich psychische und soziale Faktoren bei der Bewertung mit berücksichtigt werden.

Für die deutsche Bevölkerung stellte der Reaktorunfall in Japan keine zusätzliche Strahlenexposition dar, die mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Reaktionen und Anfragen aus der Bevölkerung zeigten allerdings, dass die Erfahrungen nach Tschernobyl deutlich die Wahrnehmung prägten. Dabei standen folgende Fragen im Vordergrund: Wie hoch ist die Strahlenbelastung von Personen, die nach dem 11. März 2011 aus Japan zurück kamen? Besteht ein Risiko, kontaminierte japanische Lebensmittel auf dem deutschen Markt zu bekommen? Besteht ein Risiko, sich einer evtl. gesundheitsgefährdenden Strahlenexposition durch die Nutzung japanischer Produkte auszusetzen? Neben diesen Fragen wird auch auf die Grenzwertsetzung für Lebensmittel in Europa eingegangen.