Gesundheitswesen 2012; 74 - V54
DOI: 10.1055/s-0032-1307318

Bromierte Flammschutzmittel in Innenräumen – Kenntnisstand und Bedeutung

H Fromme 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München

Flammschutzmittel sind Stoffe, welche die Ausbreitung von Bränden einschränken, verlangsamen oder verhindern sollen und werden in großem Umfang z.B. in elektronischen Geräten, Polstermöbeln, Teppichen und Dämmmaterialien eingesetzt. Derzeit entfallen ca. 25% auf die Gruppe der halogenierten (bromierte und chlorierte) Flammschutzmittel, die in Deutschland einen jährlichen Verbrauch von ca. 15.000–19.000t haben. Wesentliche bromierte Flammschutzmittel sind die Polybromierten Diphenylether (PBDE) (insbesondere das decabromierte Kongener (Deca-BDE)) und das Hexabromcyclododekan (HBCDD). PBDE sind unter Gesundheits- und Umweltaspekten problematische persistente Substanzen. Beim HBCDD handelt es sich gleichfalls um eine lipophile, persistente Substanz. Aufgrund der mittlerweile bestehenden Verwendungsbeschränkungen werden zunehmend neue Stoffe zur Substitution eingesetzt. Über diese Substanzen liegen oft nur wenig toxikologische Kenntnisse vor und auch Messergebnisse zur Abschätzung der menschlichen Exposition sind nur sehr begrenzt verfügbar.

Vor diesem Hintergrund müssen neben den seit langem angewandten Flammschutzmitteln wie PBDE, HBCDD und Tetrabrombisphenol A (TBBPA) auch neue Substanzen wie das Bis(2-ethylhexyl)tetrabromphthalat (TBPH), das Decabromodiphenylethane (DBDPE) und das 2-Ethyl-1-hexyl-2,3,4,5-tetrabromobenzoate (EHTBB) in den Fokus von Untersuchungen rücken.

In einer ersten Pilotuntersuchung zum Vorkommen der vorgenannten Substanzen in Innenräumen wurde der Staubsaugerbeutelstaub aus 20 Wohnungen im Raum München gewonnen und mit zwei unabhängigen analytischen Verfahren untersucht. Es ließen sich insbesondere das Deca-BDE, HBCDD, DBDPE und TBPH finden.

Die Ergebnisse zeigen, dass neben den „klassischen“ bromierten Flammschutzmitteln auch neuere verstärkt in Deutschland eingesetzt werden. Aus gesundheitlicher Sicht sind daher mehr Daten zur Exposition der allgemeinen Bevölkerung erforderlich. Der gegenwärtige Kenntnisstand, auch zur gesundheitlichen Bewertung, wird dargestellt.