Gesundheitswesen 2012; 74 - V30
DOI: 10.1055/s-0032-1307294

EHEC-Krise 2011: Betrachtungen aus der Sicht des BfR

H Wichmann-Schauer 1, B Appel 1
  • 1Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

Das Krisenmanagement des EHEC-Ausbruchs von Mai bis Juli 2011 war allerorts durch eine enge Kooperation zwischen den Gesundheitsschutz- und Lebensmittelüberwachungsbehörden geprägt. Die Komplexität dieses Ausbruches und der länderübergreifende Charakter erforderte zügig die Mitarbeit des Bundes, maßgeblich des BfR.

Im Rahmen von Task Force-Einheiten in Deutschland und Europa konnten Epidemiologen und IT-Experten des BfR eine vorhandene Datenbank weiter entwickeln, um Lieferbeziehungen zu verdächtigen Lebensmitteln auszuwerten, zu visualisieren und mit Ausbruchsclustern zu verbinden. Durch Auswertung von 41 gut charakterisierten Ausbruchsclustern sowie verfügbaren Daten zu Lieferlisten und Vertriebswegen von Lebensmitteln war es schließlich möglich, die damit zusammenhängenden Erkrankungen in Deutschland auf Sprossen aus einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb zurückzuführen. Nach dem Auftreten von HUS-/EHEC-Fällen in Frankreich im Juni 2011 konnte darüber hinaus die Verwendung von Bockshornkleesamen aus Ägypten zur Sprossenzucht als einzige Verbindung der Erkrankungen in Deutschland und Frankreich ermittelt werden.

Das Nationale Referenzlabor für Escherichia coli, einschließlich verotoxinbildende E. coli (VTEC), am BfR analysierte im Rahmen der Ausbruchsaufklärung über 650 Lebensmittel- und Umweltproben. Der Nachweis gelang in einer Probe Gurke und einer Probe Sprossen, die an unterschiedlichen Orten aus dem Küchenabfall von Personen entnommen worden waren, die mit dem Ausbruchserreger infiziert waren. Darüber hinaus wurde EHEC O104:H4 in drei Lebensmittelproben festgestellt, die offensichtlich von einer Mitarbeiterin eines Partyservices kontaminiert worden waren.

Die Ergebnisse aller Untersuchungen wurden im BfR im Rahmen von drei umfassenden Risikobewertungen analysiert und zeitnah in Form von mehreren Stellungnahmen, zahlreichen Pressemitteilungen sowie häufig gestellter Fragen mit den dazugehörigen Antworten (FAQ) im Internet veröffentlicht. Die vom BfR veröffentlichten Verzehrsempfehlungen wurden von der Bevölkerung direkt wahrgenommen sowie von zahlreichen Multiplikatoren verbreitet und flankierten damit sinnvoll den Effekt von Rückrufaktionen.