Gesundheitswesen 2012; 74 - V27
DOI: 10.1055/s-0032-1307291

Drei Jahre „AKTION Saubere Hände“ – was hat sich in der Praxis getan?

C Reichardt 1
  • 1Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Universitätsmedizin Berlin, Charité

Am ersten Januar 2008 startete die nationale Händehygienekampagne „AKTION Saubere Hände”. Die Kampagne basiert auf der WHO Kampagne „Clean Care is Safer Care” und wird für sechs Jahre durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

Im Rahmen der Kampagne müssen die teilnehmenden Krankenhäuser folgende Maßnahmen umsetzen: aktive Unterstützung der Kamapgne durch die Administration, Einführung des WHO Models „My five moments of hand hygiene”, Erfassung des Verbrauchs von Händedesinfektionsmittel, regelmäßige Fortbildungen und die Verbesserung der Verfügbarkeit von Händedesinfektionsmitteln. Auf freiwilliger Basis werden Beobachtungen zur Bestimmung der Compliance durchgeführt.

Nach drei Jahren nehmen über 800 Gesundheitseinrichtungen aktiv an der Kamapgne teil, darunter Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Pflegeeinrichtungen und ambulante Einrichtungen.

129 Krankenhäuser haben Daten für den Händedesinfektionsmittelverbrauch für die Jahre 2007, 2008 und 2009 erhoben und eine Anstieg des Verbrauchs um 30,7% erreicht. Die beobachtete Compliance stieg in diesem Zeitraum um durchschnittlich 12%.

189 Intensivstationen haben Compliance Daten VOR und NACH Intervention erhoben. Stratifziert nach Stationsart wurden folgenden Anstiege erreicht: Innere Medizin 6%, Interdisziplinär 11%, Chirurgie 8%, andere chirurgische 13%, andere konservative 7%, Pädiatrie 21%, Neonatologie 17%. Die Verfügbarkeit an Händedesinfektionsmittel nach den Vorgaben der ASH stieg von 86,8 auf >100% Intensivstationen und von 63,6 auf 91,3% auf NICHT-Intensivstationen.

Insgesamt kann man feststellen, das mit dem multimodalen Interventionsprogramm eine Steigerung der Compliance, des Verbrauchs an Händedesinfektionsmittel und eine Verbesserung der Spenderausstattung erreicht wurde. Wenn man einzelne Einrichtungen betrachtet so werden deutliche Steigerungen häufig nicht im gesamten Haus sondern nur in einzelnene Bereichen oder Stationen erreicht. Basierend auf der Theorie der Veränderung von Lewin befinden wir uns immer noch in der ersten Phase der Veränderung der sogenannten Phase des „Auftauens“ oder Aufbrechens.

Um eine langfristige Verbesserung des Händehygieneverhaltens zu erreichen benötigt ein solches Programm mehr Zeit und eine deutlichere Unterstützung durch Politik und Gesellschaft.