Gesundheitswesen 2012; 74 - V25
DOI: 10.1055/s-0032-1307289

Überwachung sexuell übertragbarer Infektionen – Überblick zu aktuellen und geplanten Surveillance-Aktivitäten zwischen dem Robert Koch-Institut und dem ÖGD

S Nielsen 1
  • 1Robert Koch Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin

Seit 2001 sind von allen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) nur HIV, Syphilis und Hepatitis in Deutschland meldepflichtig. Bis auf Sachsen, wo auch eine Labormeldepflicht für Chlamydien und Gonorrhö besteht.

Das Robert Koch-Institut (RKI) führt gemeinsam mit dem ÖGD mehrere Aktivitäten im Bereich der Überwachung von STI durch. Dazu gehört besonders die integrierte biologische und Verhaltenssurveillance bei den hauptbetroffenen Gruppen.

Zwischen 2002–2009 haben ausgewählte Gesundheitsämter, Fachambulanzen sowie Arztpraxen (z.B. Dermato-Venerologie, Gynäkologie und HIV-Schwerpunktpraxen) durch das STD-Sentinel Projekt quartals- oder monatsweise Daten zur Anzahl der STI-Untersuchungen und der Anzahl der STI-Diagnosen sowie demographische und Verhaltensdaten der STI-Patienten erhoben und ans RKI übermittelt.

Seit 2009 hat das RKI gemeinsam mit ausgewählten Gesundheitsämtern und HIV-Schwerpunktpraxen Erhebungen zu STI bei Männern, die Sex mit Männer haben (MSM), sowie bei Sexarbeiterinnen durchgeführt. Das „Pharyngeal And Rectal Infection Screening“ bei MSM („PARIS-Studie”) hat Untersuchungsergebnisse und Verhaltensdaten von mehr als 2200 MSM gesammelt. Das Ziel dieser Studie war die Bestimmung der Prävalenz von Gonokokken- und Chlamydien-Infektionen in rektalen und pharyngalen Abstrichen bei MSM und die Bestimmung von Risikofaktoren.

Durch 29 Gesundheitsämter aus 12 Bundesländern wurde eine integrierte biologische Verhaltenssurveillance bei Sexarbeiterinnen durchgeführt, die die HIV/STI Untersuchungs-/Beratungsangebote ausgewählter Gesundheitsämter genutzt haben. Insgesamt sind 1425 Sexarbeiterinnen in die Studie eingeschlossen worden. Davon waren 72% Migrantinnen; die meisten aus Bulgarien, Rumänien, Polen und Thailand. Von allen untersuchten Sexarbeiterinnen waren 0,2% HIV positiv, 6,8% hatten Chlamydien, 3,2% Gonorrhö und 1,1% Syphilis.

Auf dem BVÖGD Kongress werden Hauptergebnisse der aktuellen „STI-Studien“ vorgestellt und weitere Schritte sowie Zukunftspläne im Bereich STI-Surveillance mit Experten aus dem ÖGD diskutiert.