Das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) ist eine hereditäre Erkrankung mit einer Inzidenz
von etwa 1 von 30.000 Geburten, bei der es zu einer deutlich erhöhten Inzidenz von
Tumorerkrankungen, meist gastrointestinalen Tumoren, aber auch Ovarial- und Lungenkarzinomen
kommen kann.
Wir berichten von dem Fall einer 54-jährigen Frau bei der wir sowohl das Peutz-Jeghers-Syndrom,
als auch ein primär pulmonales Adenokarzinom mit Metastasen in Leber und Gehirn diagnostiziert
haben. Bei Aufnahme präsentierte sich die Patientin in einem sehr guten Allgemeinzustand
und bis auf die Schmerzen in den Händen und Füssen gehe es ihr gut. Schon bei der
körperlichen Inspektion fallen sommersprossenartige Hyperpigmentierungen an den Lippen,
den Händen und der Mundschleimhaut auf. Ein Peutz-Jeghers-Syndrom sei ihr nicht bekannt
gewesen. Bronchoskopisch ließ sich aus dem linken Lungenunterlappen ein primär pulmonales
Adenokarzinom sichern. Das Staging zeigte die Tumorformel cT2a cN2 cM1b (Leber) und
somit das Stadium IV. Ein Hinweis auf einen fremden Primarius ergab sich nicht.
Trotz intensiver Therapie mit 4 Zyklen Carboplatin/Pemetrexed zeigte sich die Tumorerkrankung
unerwartet aggressiv und unaufhaltsam. Die daraufhin durchgeführte STK-11-Mutationsanalyse
zeigte eine sehr untypische und bisher weltweit nur einmalig vorbeschriebene missense
Mutationsvariante c.717G>C;p.Trp239Cys in Exon 5 des STK-11 Gens, die wir mit dieser
schlechten Prognose in Verbindung bringen. Grundsätzlich kann man erwägen, diese Patienten
bei der schlechten Prognose mit neuen Therapiekonzepten zu behandeln. Dabei könnten
z.B. mTOR-Inhibitoren oder PARP-Inhibitoren in Kombination mit klassischer Chemotherapie
diskutiert werden, um die genetisch angelegten Gegenregulations-mechanismen dieser
Tumoren (STK-11 driver Mutation) zu bedenken. Wir sehen die genaue molekulargenetische
Aufschlüsselung der individuellen Mutation als wichtigen Schritt zur individuellen
Risikostratifizierung an, die sowohl Therapie als auch die Intensivität der Verlaufskontrollen
beeinflussen sollte.