Pneumologie 2012; 66 - P257
DOI: 10.1055/s-0032-1302765

Peutz-Jeghers-Syndrom mit primär pulmonalem Adenokarzinom und neuartiger STK-11 Mutation bei einer 54-jährigen Frau

O Zaba 1, D Holbe 1, C Grohé 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin

Das Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) ist eine hereditäre Erkrankung mit einer Inzidenz von etwa 1 von 30.000 Geburten, bei der es zu einer deutlich erhöhten Inzidenz von Tumorerkrankungen, meist gastrointestinalen Tumoren, aber auch Ovarial- und Lungenkarzinomen kommen kann.

Wir berichten von dem Fall einer 54-jährigen Frau bei der wir sowohl das Peutz-Jeghers-Syndrom, als auch ein primär pulmonales Adenokarzinom mit Metastasen in Leber und Gehirn diagnostiziert haben. Bei Aufnahme präsentierte sich die Patientin in einem sehr guten Allgemeinzustand und bis auf die Schmerzen in den Händen und Füssen gehe es ihr gut. Schon bei der körperlichen Inspektion fallen sommersprossenartige Hyperpigmentierungen an den Lippen, den Händen und der Mundschleimhaut auf. Ein Peutz-Jeghers-Syndrom sei ihr nicht bekannt gewesen. Bronchoskopisch ließ sich aus dem linken Lungenunterlappen ein primär pulmonales Adenokarzinom sichern. Das Staging zeigte die Tumorformel cT2a cN2 cM1b (Leber) und somit das Stadium IV. Ein Hinweis auf einen fremden Primarius ergab sich nicht.

Trotz intensiver Therapie mit 4 Zyklen Carboplatin/Pemetrexed zeigte sich die Tumorerkrankung unerwartet aggressiv und unaufhaltsam. Die daraufhin durchgeführte STK-11-Mutationsanalyse zeigte eine sehr untypische und bisher weltweit nur einmalig vorbeschriebene missense Mutationsvariante c.717G>C;p.Trp239Cys in Exon 5 des STK-11 Gens, die wir mit dieser schlechten Prognose in Verbindung bringen. Grundsätzlich kann man erwägen, diese Patienten bei der schlechten Prognose mit neuen Therapiekonzepten zu behandeln. Dabei könnten z.B. mTOR-Inhibitoren oder PARP-Inhibitoren in Kombination mit klassischer Chemotherapie diskutiert werden, um die genetisch angelegten Gegenregulations-mechanismen dieser Tumoren (STK-11 driver Mutation) zu bedenken. Wir sehen die genaue molekulargenetische Aufschlüsselung der individuellen Mutation als wichtigen Schritt zur individuellen Risikostratifizierung an, die sowohl Therapie als auch die Intensivität der Verlaufskontrollen beeinflussen sollte.