Pneumologie 2012; 66 - P86
DOI: 10.1055/s-0032-1302699

Diagnose einer pulmonalen Manifestation einer akuten myeloischen Leukämie (AML) durch BAL

J Schubert 1, C Steppert 2, A Kiani 3, J Alhanna 2, M Vieth 1
  • 1Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie
  • 2Klinikum Bayreuth, Medizinische Klinik II
  • 3Klinikum Bayreuth, Medizinische Klinik IV

Pulmonale Beteiligungen bei Leukämien sind selten. Wir beschreiben den Fall eines Patienten mit AML, bei dem durch bildgebende Verfahren, Bronchoskopie und BAL eine pulmonale Manifestation der Erkrankung gesichert wurde.

Ein 76-jähriger Patient wurde mit einer Leukozytose von 73 Gpt/l und einem Blastenanteil von 90% im Blut stationär aufgenommen. Zytolomorphologisch und immunphänotypisch wurde die

Diagnose einer Akuten Myeloischen Leukämie (AML) gestellt. Im Rahmen der Aufnahmeuntersuchung fanden sich mittelblasige Rasselgeräusche rechts basal; im Röntgen-Thorax zeigten sich sowohl an dieser Lokalisation als auch kontralateral flaue Infiltrate, die zunächst einer Pneumonie zugeschrieben wurden. Die Computertomografie beschrieb bereits protrahiert verlaufende interstitielle Lungenveränderungen mit Übergang in eine Fibrose sowie fleckige konfluierende Infiltrationen mit Verdacht auf atypische Pneumonie oder Pneumocystis-Pneumonie.

Es erfolgte eine Bronchoskopie mit bronchioloalvolärer Lavage. Bronchoskopisch fand sich lediglich eine vermehrte Vulnerabilität der Schleimhaut. Die BAL erbrachte eine Lymphozytose (82%) mit eingestreuten Myeloblasten, teilweise in promyelozytärer Differenzierung. Ein Keimnachweis gelang nicht.

Der Patient erhielt zwei Zyklen einer intensiven Chemotherapie, die zu einer Blastenreduktion führten. Die pulmonalen Veränderungen bildeten sich im Verlauf ebenfalls zurück. Es entwickelte sich eine protrahierte Zytopenie bei Knochenmarksaplasie, weshalb die Chemotherapie nicht fortgesetzt werden konnte. Eine allogene Stammzelltransplantation wurde abgelehnt. Der Patient regenerierte mit Blasten und verstarb kurze Zeit später an einem Progress der Grunderkrankung.

Dieser Fall zeigt, dass bei Patienten mit hämatologischen Erkrankungen und pulmonalen Veränderungen an eine pulmonale Manifestation der hämatologischen Erkrankung zu denken ist. Die BAL sollte in dieser Situation deshalb Teil des diagnostischen Algorithmus sein.