Pneumologie 2012; 66 - P45
DOI: 10.1055/s-0032-1302679

Evaluation des pulmonal vaskulären Widerstandes (PVR) im Entscheidungsprozess vor Aorten- und Mitralklappenoperationen

W Hohenforst-Schmidt 1, P Michalko 2, C Axthelm 2, J Brachmann 1
  • 1Med. Klinik II, Klinikum Coburg, regiomed
  • 2Med. Klinik II, Klinikum Pirna

Die Notwendigkeit einer Evaluation der pulmonalen Hypertonie (PH)/PVR vor Eingriffen an der Aorten- (AK) und Mitralklappe (MK) wird unterschätzt.

Die Evidenz zeigt, dass bei manchen Patienten (Pat.), bei denen ein Eingriff an der AK oder MK durchgeführt wurde, sich trotz guter Ejektionsfraktion der Herzkammern eine PH in unterschiedlicher Ausprägung wegen erhöhter PVR enwickelte. Eine PVR ist in der Herztransplantationschirurgie ein wichtiges Kriterium im Entscheidungsprozess zwischen Herz- und kombinierter Herzlungentransplantation: Wenn der PVR >3–5 Wood units (WU) präoperativ beträgt und durch spezifische Medikationstestung nicht unter 3 WU zu senken ist, sollten Herz und Lunge transplantiert werden. Im Gegensatz zu dieser Empfehlung werden Eingriffe an der AK und MK laut aktuellen Leitlinien ohne wesentliche Berücksichtigung der präkapillären Hämodynamik durchgeführt.

Wir zeigen einen unerwarteten Verlauf nach 2 Eingriffen an der AK und MK:

A) Bei einer korrekten Indikationsstellung hatte sich die PVR von etwa 11 WU bei einem Pat. nach AK-Stenting nur um wenige Prozent in 4 Wochen postinterventionell reduziert – ohne wesentliche klinische Besserung. Auch nach spezifischer PAH-Therapie mit Sildenafil zeigte sich eine unwesentliche klinische Besserung, eine andersartige PAH-spezifische Ätiologie konnte nicht nachgewiesen werden.

B) Ein anderes Beispiel zeigt einen Pat. nach erfolgreicher MK-Ersatzoperation trotz PVR von 19,5 WU, welcher sich postoperativ kaum gebessert hatte. In den folgenden 17 Monaten bekam der Pat. Epoprostenol, unter dieser Therapie verbesserte sich die Hämodynamik incl. Herzzeitvolumen und PVR. Gleichzeitig blieb der LVEDP auf unverändertem Niveau.

Zusammenfassung: Vor einem AK oder MK-Ersatz sollte im Entscheidungsprozess die PVR berücksichtigt werden, diesbezüglich fehlen Informationen in den aktuellen Leitlinien.