Pneumologie 2012; 66 - P239
DOI: 10.1055/s-0032-1302576

Lungenprotektive versus atmungsentlastende Beatmung – ein direkter Vergleich

K Müller 1, G Laier-Groeneveld 1, CH Alberts 1, L Ryskus 1
  • 1Klinikum Niederrhein, Johanniterkrankenhaus, Medizinische Klinik II, Oberhausen

Beatmungspflichtige Patienten haben in der Regel einen hohen Atemantrieb und einen entsprechend hohen Ventilationsbedarf. Dieser muss mit einer atmungsentlastenden Beatmung bedient werden, ansonsten ist eine tiefe Sedierung unvermeidlich. Andererseits besteht die Sorge durch eine hohe Ventilation im Falle eines akuten Lungenversagens einen Lungenschaden zu bewirken und daher die Tendenz zu einer lungenprotektiven Beatmung.

Methode: Wir haben in einer retrospektiven Studie Patienten unter invasiver Beatmung untersucht, die nach mindestens 3 Tagen einer lungenprotektiven Beatmung (LB) waren unmittelbar gefolgt von mindestens 3 Tagen atmungsentlastender Beatmung (AB).

Ergebnisse: Die lungenprotektive Beatmung bestand in Druckvorgabe mit einem Beatmungsdruck von 18–25 mbar, einem PEEP von 7–16 mbar, eine Atemfrequenz von 21–32. Die atmungspumpenentlastende Beatmung bestand in Volumenvorgabe oder Druckvorgabe mit Volumengarantie mit einem Atemzugvolumen von 0,6–0,95ml, einem PEEP=0–4 mbar, einer Atemfrequenz von 14–20. Die Umstellung führte einer besseren Toleranz der Beatmung, zu einem Rückgang des pCO2 unter 40mmHg unter AB sowie einem leichten Anstieg des pO2 und einem Rückgang des HCO3. Die Herzfrequenz verminderte sich, ebenso der Blutdruck in den Normbereich und zeigte geringere Schwankungen unter AB. Der Katecholaminbedarf und der Sedationsbedarf gingen zurück, die Flüssigkeitsbilanz wurde vermehrt negativ. Alle Patienten begannen nach der Umstellung mit Spontanatmungsphasen und wurden an eine nichtinvasive Beatmung transferiert.

Schlussfolgerung: Eine lungenprotektive Beatmung sollte wann immer möglich zugunsten einer atmungsentlastenden Beatmung vermieden werden. Dies führt zu einer besseren Herzkreislauffunktion, Nierenfunktion und zu einem niedrigeren Sedationsbedarf. Eine prospektive Studie zum Vergleich der beiden Beatmungskonzepte ist notwendig.