Pneumologie 2012; 66 - P208
DOI: 10.1055/s-0032-1302575

43-jähriger Patient mit perakuter schwerer respiratorischer Insuffizienz und Volumenmangelschock durch ein massives Re-Expansionsödem

JK Hennigs 1, O Harlandt 2, A Hennigs 3, SA Braune 2, H Klose 1, S Kluge 2
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Sektion Pneumologie – II. Medizinische Klinik und Poliklinik
  • 2Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik für Intensivmedizin
  • 3Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Bernhard-Nocht-Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin – I. Medizinische Klinik und Poliklinik

Wir berichten über einen 43-jährigen Patienten mit einer Hepatitis C bedingten Leberzirrhose der mit akuter hypoxischer Insuffizienz (SpO2 70% unter 12L/min O2) auf dem Boden eines iatrogenen Hämatothorax nach multiplen Punktionen eines Hepatohydrothorax in unsere Klinik übernommen wurde.

Nach Anlage einer 20 Ch Thoraxdrainage in typischer Position entleerten sich akzidentell innerhalb kürzester Zeit 3 Liter hämorrhagischer Erguss.

Im Anschluss kam es initial zu einer deutlichen Verbesserung der Oxygenierung (PaO2 138mmHg unter Raumluft). Binnen einer Stunde entwickelte sich jedoch eine rasch progrediente Verschlechterung der respiratorischen Situation. Daher erfolgte zunächst die druckkontrollierte nicht-invasive und im Verlauf bei zunehmender Hypoxie nach endotrachealer Intubation die invasive Beatmung.

Die initiale Blutgasanalyse nach Intubation zeigte neben einem PaO2/FiO2 von 75mmHg eine schwergradige respiratorische Azidose (pH 7,10; PaCO2 86mmHg; cHCO3 - 21mmol/l).

Synchron entwickelte sich ein schwerster hypovolämischer Schock der eine hochdosierte Katecholamintherapie erforderlich machte (max.: Noradrenalin 900µg/min und Vasopressin 4 IU/min). Nur unter einem invasiven Beatmungsregime (PEEP 20 cmH2O, Pinsp 40 cmH2O, FiO2 1,0. AF 28/min, AZV 330ml), Transfusion von kolloidaler Lösung und Plasmapräparaten in Kombination mit kontinuierlicher veno-venöser Hämofiltration sowie regelmäßiger bronchoskopischer Drainage von insgesamt etwa 2000ml ikterischem Sekret konnte der Zustand des Patienten stabilisiert werden.

Innerhalb von 5 Tagen wurde die Katecholamintherapie beendet, am 6. Tag erfolgte die Extubation und im Verlauf die Verlegung auf die Normalstation. Die Entlassung in die häusliche Umgebung konnte 4 Wochen nach dem Ereignis erfolgen.

Unser Fallbeispiel zeigt einen dramatischen Verlauf einer seltenen aber potentiell lebensbedrohlichen und vermeidbaren Komplikation einer Thorakozentese.