Gastroenterologie up2date 2012; 8(1): 8-9
DOI: 10.1055/s-0032-1301937
Klinisch-pathologische Konferenz

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glykogenhepatopathie

Seltene Ursache einer Hepatopathie bei schlecht eingestelltem Diabetes mellitus Typ 1Guido  Engelmann
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Publication Date:
14 March 2012 (online)

Sicht des Gastroenterologen

Diagnostik

Labor und nichtinvasive Verfahren. Hepatopathien im Kindesalter treten häufig als Folge von anderen Grundkrankheiten auf. Die Diagnostik basiert auf der Bestimmung der Leberwerte hinsichtlich hepatozellulärer Schädigung (AST, ALT, γGT, LDH), der Leberfunktion (Gerinnung, Laktat, NH3) und der Exkretion von Metaboliten (Bilirubin, Gallensäuren). Ferner werden heute auch serologische Marker oder nichtinvasive Verfahren zur Bestimmung des Fibrosegrades der Leber eingesetzt. Hierzu zählen u. a. die transiente Elastografie [1], Hyaluronsäure [2], TIMP-1 (Tissue-Inhibitor-Metalloproteinase) [3], der APRI-Score [4], ein auf der Bestimmung von Thrombozyten und AST beruhender Algorithmus, sowie der in Frankreich angebotene Fibrotest [5]. Diese Testverfahren sind in der Regel für Virushepatitiden (Fibrotest bei Hepatitis C) oder für andere definierte Erkrankungen (z. B. Hyaluronsäure bei alkoholischer Lebererkrankung) evaluiert.

Bildgebende Verfahren. Die weitere Diagnostik besteht aus der Bildgebung mittels Sonografie (Leberstruktur, Flussverhältnisse, Größe der Gallengänge). Bei Hinweisen auf eine Ableitungsstörung der Galle wird heute die Magnetresonanz-Cholangiopankreatografie (MRCP) oder die endoskopisch retrograde Cholangiopankreatografie (ERCP) zur Darstellung der intra- und extrahepatischen Gallenwege genutzt.

Biopsie und Histologie. Die aufgeführten diagnostischen Werkzeuge führen beim jugendlichen Diabetiker mit erhöhten Leberwerten rasch zur Leberbiopsie und damit zum Nachweis der glykogenischen Hepatopathie oder gar bei Vorliegen der charakteristischen Merkmale – verzögertes Wachstum, verzögerte Pubertät, cushingoider Habitus und Hepatomegalie – zur Diagnose eines Mauriac-Syndroms [6] [7]. Histologisch findet man eine Akkumulation von Glykogen in der Leber. Die Bestimmung dieser strukturellen Veränderungen der Leber ist heute nichtinvasiv noch nicht möglich. Ebenso ist eine genaue Bestimmung des Fibrosegrades oder des Zirrhosegrades nichtinvasiv nur eingeschränkt möglich. Daher ist in vielen Fällen auch heute noch die histologische Untersuchung eines mittels perkutaner Leberbiopsie (pL) gewonnenen Gewebestücks unumgänglich. Für das Hauptrisiko der pL, eine erhebliche Blutung, wird eine Häufigkeit von etwa 1 : 1000 angegeben [8].

Verlauf

Die Hepatopathie sowie auch alle anderen Symptome bilden sich bei adäquater Therapie wieder zurück und das Wachstum normalisiert sich. Für den Hepatologen ist es schwierig, den Therapieerfolg im weiteren Verlauf zu messen ohne erneute histologische Untersuchungen. Die Überwachung der Transaminasen ist hier die einzige Möglichkeit. Bessern sich die Werte, ist von einer Besserung bzw. einem Rückgang der Schädigung auszugehen. Da es zu der Glykogenhepatopathie heute in den allermeisten Fällen durch mangelnde Compliance kommt, ist eine Besserung häufig erst nach Abschluss der Pubertät und somit einer wieder besseren Einstellung des Diabetes zu erwarten. Wiederholte Leberbiopsien, um diesen Rückgang zu überwachen (und zu beweisen), sind jedoch aufgrund der Risiken der Biopsie nicht gerechtfertigt. Die neuen Entwicklungen im Bereich der nichtinvasiven Messungen von strukturellen Leberveränderungen werden uns hier hoffentlich in Zukunft verlässlich Auskunft geben können und die Überwachung von Patienten mit Hepatopathien wie der Glykogenhepatopathie bei Typ-1-Diabetikern erleichtern.

Literatur

  • 1 Engelmann G, Gebhardt C, Wenning D et al. Feasibility study and control values of transient elastography in healthy children.  Eur J Pediatr. 2011;  23 [epub ahead of print]
  • 2 Murawaki Y, Ikuta Y, Okamoto K et al. Diagnostic value of serum markers of connective tissue turnover for predicting histological staging and grading in patients with chronic hepatitis C.  J Gastroenterol. 2001;  36 399-406
  • 3 Leroy V, Monier F, Bottari S et al. Circulating matrix metalloproteinases 1, 2, 9 and their inhibitors TIMP-1 and TIMP-2 as serum markers of liver fibrosis in patients with chronic hepatitis C: comparison with PIIINP and hyaluronic acid.  Am J Gastroenterol. 2004;  99 271-279
  • 4 Wai C T, Greenson J K, Fontana R J et al. A simple noninvasive index can predict both significant fibrosis and cirrhosis in patients with chronic hepatitis C.  Hepatology. 2003;  38 518-526
  • 5 Imbert-Bismut F, Ratziu V, Pieroni L et al. Biochemical markers of liver fibrosis in patients with hepatitis C virus infection: a prospective study.  Lancet. 2001;  357 1069-1075
  • 6 Franzese A, Iorio R, Buono P et al. Mauriac syndrome still exists.  Diabetes Res Clin Pract. 2001;  54 219-221
  • 7 Kim M S, Quintos J B. Mauriac syndrome: growth failure and type 1 diabetes mellitus.  Pediatr Endocrinol Rev. 2008;  5 (Suppl. 4) 989-993
  • 8 Bravo A A, Sheth S G, Chopra S. Liver biopsy.  N Engl J Med. 2001;  344 495-500

Dr. med. Guido Engelmann

Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik 1
Universitätsklinikum Heidelberg

Im Neuenheimer Feld 430
69120 Heidelberg

Email: Guido.Engelmann@med.uni-heidelberg.de

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