Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P121
DOI: 10.1055/s-0032-1301671

Augenbewegungen und Visuelle Erkennungsschwellen bei Phorien

BM Blum 1, D Kirchhoff 2, T Eggert 3, O Ehrt 4, A Straube 3
  • 1IFB - Integriertes Forschungs- und Behandlungszentrum für Schwindel, Gleichgewichts- und Okulomotorikstörungen, Klinikum der Universität München, München
  • 2Neurologische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, München
  • 3Neurologische Klinik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, München
  • 4Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität, Klinikum der Universität München, München

Fragestellung: Phorien sind häufige, latente binokulare Fehlausrichtungen. Bei Dekompensation treten Doppelbilder, Schwindel, Kopfschmerzen, etc. auf. Zur Untersuchung der binokularen Koordination wurden asymmetrische Sakkaden bei Patienten mit Phorien aufgezeichnet. Fixationsstabilität und visuelle Erkennungsschwellen (visual detection threshold: VDT) wurden mit Kontrollen gleicher Altersverteilung verglichen.

Methoden: Augenbewegungen wurden mit dem EyeSeeCam Videookulographiesystem aufgezeichnet. Zur Bestimmung des VDT-Ausgangswerts mussten Probanden in 100 ms erkennen, in welche von 4 möglichen Richtungen (forced choice) die Lücke von Landolt C’s wechselnder Größe wies. Dann führten Probanden Sakkaden zwischen je einem von 2 seitlichen Fixationszielen (50 cm Abstand, 10° links/rechts) und dem Bildschirm (4m Abstand) aus. Die postsakkadische VDT wurde durch Erscheinen des Landolt C unmittelbar nach Sakkadenende bestimmt.

Ergebnisse: Postsakkadische VDTs von 5 exophoren Patienten waren 3-fach höher als bei altersentsprechenden Kontrollen. Bei beiden Gruppen waren VDTs unmittelbar nach Sakkadenende signifikant höher als der Ausgangswert während Fixation. In den Ausgangswerten unterschieden sich die Gruppen nicht. Fixationsstabilität: die Vergenzamplitude während der postsakkadischen Präsentation des Landolt C unterschied sich nicht zwischen den Gruppen. Bei Exophoren fanden sich signifikant größere intrasakkadische Divergenzamplituden als bei Kontrollen.

Schlussfolgerung: Bewegungsdisparität durch postsakkadische Vergenz kann daher die erhöhte VDTs bei Probanden mit Phorien nicht erklären. Ein Vergleich der absoluten Vergenzwinkel zwischen den Gruppen wird auf dem Poster präsentiert werden. Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01EO0901 gefördert.