Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P044
DOI: 10.1055/s-0032-1301594

Der Gedächtniskonsolidierung auf der Spur: neurale Korrelate, Altern und Interferenz

J Kukolja 1, Y Kuzucu 2, O Onur 2, GR Fink 2
  • 1Kognitive Neurologie (INM-3) - Forschungszentrum Jülich GmbH, Jülich
  • 2Klinik für Neurologie, Uniklinik Köln, Köln

Ziele: Normales Altern geht mit einem Defizit des episodischen Gedächtnisses einher. Unklar ist, ob neben dem Abspeichern auch die Konsolidierung von neuen Gedächtnisinhalten betroffen ist. Ziel war es, mittels fMRT altersbedingte neurale Veränderungen in der Konsolidierungsphase zu untersuchen. Methoden: 20 junge und 20 ältere gesunde Probanden (25 bzw. 60J.) nahmen an der Studie teil. Eine fMRT-Session teilte sich in a) eine initiale Ruhephase b) das Enkodieren von Objekten und ihrer Position auf dem Bildschirm, c) eine Konsolidierungsphase und d) die Abrufphase. In 3 Visiten wurde die Konsolidierung entweder i) nicht gestört, bzw. ii) früh oder iii) spät durch eine Interferenzaufgabe unterbrochen. Mittels einer Independent Component Analysis (ICA) wurde die spontane Ruheaktivität während der initialen Ruhephase und mit derjenigen während der Konsolidierungsphase verglichen. Ergebnisse: Behavioral waren ältere im Vergleich zu jüngeren Probanden schlechter im Abruf des räumlichen Kontextes, nicht aber im Wiedererkennen der Objekte. Späte, nicht aber die frühe Interferenz wirkte sich negativ auf das Wiedererkennen der Objekte aus. Es zeigte sich kein Gruppenunterschied im Effekt der Interferenz. Die fMRT-Daten zeigten in älteren Probanden eine reduzierte Konnektivität eines Gedächtnisnetzwerkes aus Hippocampus, Präkuneus, Parietal- und Präfrontalkortex. Konsolidierung führte in beiden Gruppen zu einer Steigerung der Konnektivität dieses Netzwerkes mit dem Gyrus frontalis superior. Ältere Probanden zeigten jedoch eine Reduktion dieser Konnektivität im rechten Hippocampus und eine erhöhte neurale Vulnerabilität durch Interferenz. Schlussfolgerung: Mittels ICA wurden erstmalig Änderungen der Konnektivität nachgewiesen, welche spezifisch sind für die Konsolidierung episodischen Gedächtnisses. Diese Konnektivität ist im Alter reduziert und vulnerabler für interferierende Prozesse als Hinweis auf defiziente Konsolidierung.