Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P036
DOI: 10.1055/s-0032-1301586

Meta-Analysen in der psychologischen und klinischen Bildgebung

C Rottschy 1, K Reetz 1, T Nickl-Jockschat 2, A Kleiman 3, SB Eickhoff 4
  • 1Neurologische Klinik, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen
  • 2Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, UK Aachen, Aachen
  • 3Klinik für Neurologie, RWTH Aachen, Universitätsklinik, Aachen
  • 4Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM-2), Forschungszentrum Jülich, Jülich

Fragestellung: Auf Grund von Faktoren wie kleine Probandenanzahlen heterogener Populationen oder verschiedensten Paradigmen für die selbe Fragestellung wird es nahezu unmöglich, aus einer einzelnen Bildgebungsstudie Rückschlüsse auf allgemeine Organisationsprinzipien und Pathomechanismen zu ziehen. Da Ergebnisse jedoch standarisiert berichtet werden, bietet sich die Möglichkeit, Studien über Meta-Analysen zusammen zu fassen, um konvergente Befunde zu identifizieren.

Methodisches Vorgehen: Zunächst wird die räumliche Unsicherheit der berichteten Koordinaten als Lokalisationswahrscheinlichkeit modelliert und die Konvergenz als deren Vereinigungsmenge in einer sogenannten ALE (activation likelihood estimation) Karte dargestellt. Über den Vergleich mit einer empirischen Nullverteilung können dann echte Effekte von zufälliger Überlagerung differenziert werden (Eickhoff et al 2009).

Ergebnisse: In einer Meta-Analyse über 189 funktionelle Experimente zum Arbeitsgedächtnis zeigte sich eine konsistente Aktivierung eines bilateralen fronto-parietalen Netzwerks ebenso wie eine Aufteilung des lateralen präfrontalen Kortex in einen bilateralen posterioren und einen links-anterioren Anteil, wobei nur ersterer schwierigkeitsabhängig rekrutiert wurde. Eine Meta-Analyse über 22 anatomische Bildgebungsstudien zu Veränderungen bei Patienten mit MCI zeigte nicht nur eine konvergente Atrophie im medialen Temporallappen, sondern auch die Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeit dieser Effekte vom kognitiven Status der Patienten.

Schlussfolgerung: Koordinatenbasierte Meta-Analysen stellen einen viel versprechenden Ansatz zur reliablen Darstellung von neuronalen Netzwerken und deren Abhängigkeit von experimentellen Einflussgrößen dar. Durch Integration klinischer Bildgebungsstudien lassen sich darüber hinaus allgemeine pathophysiologische Erkenntnisse gewinnen. In beiden Fällen können Meta-Analysen Erklärungsansätze für bisher unverstandene divergente Befunde bieten.

Literatur: References: Eickhoff et al 2009 Hum Brain Mapp.;30(9):2907-26