Das Man-in-the-barrel-Syndrom beschreibt eine proximal betonte Diparese der oberen Extremität infolge bilateraler Grenzzoneninfarkte zwischen A. cerebri media und anterior. Begünstigend sind Stenosen der A. carotis und Blutdruckabfälle. Auch sind bilaterale Ponsinfarkte, zentrale pontine Myelinolyse, Verletzungen, Infarkte, Tumoren sowie Entzündungen des cervicalen Myelons, bilaterale Metastasen des motorischen Kortex und Motoneuronerkrankungen beschrieben. In diesem Fall berichten wir von einer 71-jährigen Patientin mit seit 3 Wochen bestehender Schwäche beider Arme ohne Störung der Oberflächensensibilität. Klinisch zeigte sich ein Schulterschiefstand, bilaterale Armparese proximal KG 2, distal KG 4. Die Muskeleigenreflexe der oberen Extremität waren seitengleich abgeschwächt, keine Pyramidenbahnzeichen. Am Rücken fand sich ein entzündlich konfiguriertes Exanthem. Im CCT konnte eine Ischämie oder Blutung ausgeschlossen werden bei neu diagnostizierter Tachyarrhythmia absoluta. Im MRT der Halswirbelsäule zeigte sich ein seitensymmetrisches Kontrastmittelenhancement entlang der cervicalen Nervenwurzeln. In der Liquorpunktion fand sich eine Pleozytose (337 Leukozyten/ ml, Eiweiß von 121mg/dl) mit einem lympho-monozytärem Zellbild bei Nachweis von Borrelien IgG und IgM in Liquor und Serum. Elektroneurographisch waren die F-Wellen des N. ulnaris und N. medianus rechts mit verminderter Persistenz nachweisbar, in der sensiblen Neurographie des N. ulnaris rechts zeigte sich ein normaler Befund. In der Elektromyographie des M. biceps brachii rechts ließ sich Spontanaktivität nachweisen. Unter 14-tägiger antibiotischer Therapie waren die Paresen rückläufig. Zusammenfassend zeigt der vorliegende Fall ein ungewöhnliches Verteilungsmuster einer Neuroborreliose ohne Schmerzen. Die Differentialdiagnostik des seltenen klinischen Bildes eines Man-in-the-barrel-Syndroms ist umfangreich. Mittels MRT- und Liquordiagnostik ließ sich im vorliegenden Fall die Diagnose sichern.
Literatur: Urban PP, Gawehn J, Ringel K: „Man-in-the-barrel“-Syndrom. Clin Neuroradiol 2005; 15:190-194.