Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P013
DOI: 10.1055/s-0032-1301563

Myelitis transversa nach Stammzelltransplantation bei myeloproliferativer Erkankung

M Müller 1, R Lange 1, M Zeis 2, C Terborg 1
  • 1Abteilung für Neurologie der Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • 2Abteilung Hämatologie / int. Onkologie & Stammzelltransplantation der Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg

Bei einem 52-j. Patienten kam es zwei Jahre nach allogener Stammzelltransplantation aufgrund einer myeloproliferativen Erkrankung subakut zu einer beinbetonten Tetraparese. Unter Immunsuppression waren zuvor rezidvierende opportunistische Infektionen und eine Graft-versus-Host-Disease (GvHD) des Darmes aufgetreten, bei Aufnahme bestand aufgrund einer zusätzlichen Kälteagglutuninkrankheit eine Therapie mit Rituximab und Cyclosporin.

Neurologisch bot der bettlägerige Patient eine beinbetonte Tetraparese mit positiven Pyramidenbahnzeichen und sensiblem Transversalsyndrom sub Th8. Das MRT der Wirbelsäule zeigte eine langstreckige Myelopathie zervikal und thorakal mit Signalsteigerung in der T2-Wichtung, z.T. KM aufnehmend. Die Liquordiagnostik ergab eine leichte Pleozytose (6/µl) mit Schrankenstörung (Eiweiß 651mg/l). Eine umfangreiche Autoimmunserologie zeigte einen Komplementverbrauch und stark erhöhte Schilddrüsenautoantikörper, ein Erreger wurde weder im Serum noch im Liquor nachgewiesen.

Unter der Annahme einer autoimmunologischen Myelitis erfolgte die Behandlung mit Prednisolon 250mg/die, worunter sich innerhalb von 3 Wochen die Tetraparese weitgehend und die sensible Symptomatik vollständig zurückbildeten. Bei Verlegung in eine Rehabilitationsklinik war der Pat. wieder gehfähig und auf Stationsebene mobil.

Zu den häufigen Ursachen einer Myelitis transversa gehören erregerbedingte und nicht-erregerbedingte Entzündungen. Myelitiden nach Stammzelltransplantation bzw. im Rahmen einer GvHD sind in Einzelfällen beschrieben, als Paraneoplasie bei nicht-soliden Tumoren sind sie äußerst selten. In unserem Fall ließ die Besserung auf Kortikosteroide an eine GvHD denken, zumal ein Tumor bzw. Rezidiv der Grundkrankheit ausgeschlossen wurden. Insgesamt sind Myelitiden nach Stammzelltransplantation bisher selten beschrieben, stellen aber möglicherweise eine typische, behandelbare Komplikation bei Immunsuppression nach allogener Stammzelltransplantation dar.