Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V163
DOI: 10.1055/s-0032-1301546

Modulation der Fehlerverarbeitung im medialen frontalen Kortex durch experimentell induzierte Neuroplastizität mittels tDCS

LE Bellaiche 1, MJ Herrmann 1
  • 1Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Würzburg, Würzburg

Ziele / Fragestellung:

Ständig kontrollieren wir das Ergebnis unserer Handlungen. Ist das Ergebnis ein anderes als erwartet, wird dies als Fehler erkannt und es erfolgt dann der Versuch, das Verhalten entsprechend anzupassen. Die zugrunde liegenden elektrophysiologischen Korrelate können mittels Ereignis-korrelierten Potentialen untersucht werden (ERN, „error-related negativity“ und Pe, „error positivity“). Da man bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen gesehen hat, dass hier die Handlungsüberwachung verändert ist, wäre die Modulation dieser für diese kognitive Funktion relevanten Hirnregionen des medialen präfrontalen Kortex wünschenswert und soll im Rahmen dieser Studie untersucht werden

Methodisches Vorgehen:

Eine Möglichkeit zur Modulation zerebraler Erregbarkeit stellt die Transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) dar. In unserer Untersuchung haben wir den Effekt von tDCS bei 48 gesunden Teilnehmern getestet, die drei Gruppen randomisiert zugeordnet wurden (anodale, kathodale und SHAM Stimulation). Während einer 20-minütigen Stimulation mit tDCS über dem medialen frontalen Kortex führten die Probanden eine modifizierte Eriksen Flanker Aufgabe aus. Parallel dazu wurde ein EEG zur Anaylsierung der ERN und Pe aufgenommen.

Ergebnisse:

Es konnte gezeigt werden, dass kathodale Stimulation im Vergleicht zu anodaler und SHAM Stimulation die Amplitude der Pe verringert, während kein Effekt auf die ERN nachgewiesen werden konnte.

Schlussfolgerung:

Wir gehen davon aus, dass die Verringerung der Pe eine Hemmung des bewussten Anteils der Fehlerverarbeitung wiederspiegelt, während das frühe vorbewusste System der Fehlerdetektion nicht moduliert wurde. Dies weist darauf hin, dass die Modulation des medialen frontalen Kortex mit tDCS als eine therapeutische Option zur Modifizierung einer Komponente des Fehlerverarbeitungssystems bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen angesehen werden kann.