Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V149
DOI: 10.1055/s-0032-1301532

Gestörte fronto-striato-thalamische Ruhenetzwerkkonnektivität bei Chorea Huntington

CJ Werner 1, I Dogan 1, CF Saß 2, A Kleiman 3, S Mirzazade 3, J Schiefer 3, NJ Shah 4, JB Schulz 3, K Reetz 1
  • 1Neurologische Klinik, Universitätsklinikum RWTH Aachen, Aachen
  • 2Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Münster, Münster
  • 3Klinik für Neurologie, RWTH Aachen, Universitätsklinik, Aachen
  • 4Institut für Neurowissenschaften und Medizin 4, Forschungszentrum Jülich, Jülich

Hintergrund: Die Analyse von Ruhenetzwerken in der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) hat in der letzten Zeit erheblich an Bedeutung zugenommen. Bemerkenswert sind die pathologischen Veränderungen derselben bei verschiedensten neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen (Fox et al., Front Sys Neurosci 2010). Bislang existieren jedoch keine Charakterisierungen der Ruhenetzwerkkonnektivität bei Chorea Huntington (CH).

Methoden: Wir untersuchten 17 Patienten mit genetisch gesicherter CH (45±10J, 7m) und 19 alters- und geschlechtsgematchte Kontrollen (47±10J, 8m) in einer fMRT-Ruheuntersuchung (3 Tesla Siemens Scanner, EPI-Sequenz mit TR 2.2sec, 270 Volumes). Die Independent-Component-Analyse erfolgte mit MELODIC, Teil des FSL-Softwarepaketes (Beckmann et al., Phil Trans Royal Soc 2005). Dabei wurden die funktionell bedeutsamen Komponenten mittels Dual Regression unter Korrektur für Alter auf statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen hin untersucht (Zuo XN et al., Neuroimage 2010).

Ergebnisse: Wir identifizierten gruppenübergreifend 30 Ruhenetzwerke. Von diesen waren 25 durch die Erkrankung verändert. Besonders betraf dies den N. caudatus, präfrontale/frontale/motorische Areale sowie den Thalamus (p=0.001 korr.). Geringer betroffen waren parietale Komponenten (0.01<p<0.05 korr.). Das sogenannte Default Mode Network war unbeeinflusst. Innerhalb der CH-Gruppe hatte das Alter der Patienten einen Effekt auf die Ausprägung präfrontaler und motorischer Netzwerke.

Zusammenfassung: Unsere Ergebnisse demonstrieren eine erhebliche Störung der physiologischen Ruhekonnektivität mit einer auffälligen Betonung fronto-striato-thalamischer Netzwerke. Weitere Untersuchungen werden auf die prognostische Wertigkeit und Korrelation mit klinischen und genetischen Parametern abzielen.

Literatur: Beckmann CF, DeLuca M, Devlin JT, Smith SM. Investigations into resting-state connectivity using independent component analysis. Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci. 2005 May 29;360(1457):1001-13. Fox MD, Greicius M. Clinical applications of resting state functional connectivity. Front Syst Neurosci. 2010 Jun 17;4:19. Zuo XN, Kelly C, Adelstein JS, Klein DF, Castellanos FX, Milham MP. Reliable intrinsic connectivity networks: test-retest evaluation using ICA and dual regression approach. Neuroimage. 2010 Feb 1;49(3):2163-77