Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V146
DOI: 10.1055/s-0032-1301529

Funktionelle Korrelate der vertikalen Blickparese und anderer okulomotorischer Störungen der PSP: eine FDG-PET Studie

F Amtage 1, S Hellwig 1, A Kreft 2, M Rijntjes 3, C Winkler 1, C Weiller 3, WA Weber 2, O Tüscher 1, PT Meyer 2
  • 1Abteilung Neurologie und Neurophysiologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
  • 2Abteilung Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg
  • 3Freiburg Brain Imaging, Freiburg

Die progressive supranukleäre Blickparese (PSP) weist als charakteristisches Merkmal eine vertikale Blickparese auf. Darüber hinaus sind Störungen der Blickfolgebewegung (smooth pursuit, SP), der Sakkaden und des optokinetischen Reflex (OKR) häufig. Wir untersuchten an 26 Patienten mit PSP die funktionellen Korrelate der vertikalen Blickparese anhand einer FDG-PET. Bei 18 Patienten wurden zudem horizontale Augenbewegungen wie OKR, Sakkaden und SP mittels Elektronystagmogramm registriert. Die Auswertung erfolgte mittels SPM8. Patienten mit einer vertikalen Blickparese nach unten zeigen einen bilateralen Hypometabolismus vor allem im anterioren Gyrus cinguli, während die Blickparese nach oben nicht mit regionalen Metabolismusänderungen korreliert. Eine Störung der Sakkadengeschwindigkeit geht mit einem verminderten Metabolismus des rostro-dorsalen Vermis und dem rechten Gyrus lingualis einher. Der Metabolismus des okulomotorischen Vermis und des Paraflokkulus korreliert positiv mit der Geschwindigkeit des OKR. Die Amplitude und Geschwindigkeit der Blickfolgebewegung sowie die Geschwindigkeit der korrektiven Sakkaden sind mit dem Metabolismus im bilateralen Gyrus angularis/ supramarginalis, der Insel, dem Precuneus und dem rechten Temporallappen positiv assoziiert. Zusammenfassend zeigt die vorliegende Analyse eine funktionelle Zuordnung der horizontalen und vertikalen Augenbewegungen bei PSP. Die vertikale Blickparese nach unten geht mit einer Abnahme der neuronalen Aktivität im anterioren Gyrus cinguli einher, welcher für die Sakkadeninitiierung von großer Wichtigkeit ist (cinguläres Augenfeld). Diese Region ist bei PSP-Patienten verglichen mit anderen Parkinson-Syndromen deutlicher beeinträchtigt, was die hohe diskriminative Rate der vertikalen Blickparese nach unten stützt. Die fehlende Zuordnung der vertikalen Blickparese nach oben ist passend zur klinischen Erfahrung, dass diese ein unspezifisches Merkmal vieler anderer Erkrankungen darstellt.