Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V145
DOI: 10.1055/s-0032-1301528

Veränderungen der motor-kortikalen Aktivität im Frühstadium von Morbus Parkinson

B Pollok 1, V Krause 1, W Martsch 1, CA Wach 1, S Ferrea 1, S Ferrea 1, A Schnitzler 1, M Suedmeyer 1
  • 1Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie, Düsseldorf

Fragestellung: Im fortgeschrittenen Stadium von Morbus Parkinson (MP) kommt es zu Veränderungen der lokalen oszillatorischen Aktivität und der funktionellen Interaktion in einem zentralen Netzwerk der Bewegungssteuerung. Es ist jedoch unklar, ob diese bereits im Frühstadium der Erkrankung auftreten oder sich erst im Krankheitsverlauf entwickeln. Methode: Neuromagnetische Aktivität wurde bei 10 de novo Patienten, 10 Patienten mit medikamentöser Therapie und 10 gesunden Kontrollprobanden (KG) mithilfe eines 306-Kanal Ganzkopf-Magnetenzephalographen (MEG) untersucht. Die Ableitung erfolgte unter Ruhe und während einer isometrischen Halteaufgabe des stärker betroffenen Arms. Ergebnisse: Die Analyse der zerebro-muskulären Kohärenz (ZMK) im Betaband (13–30 Hz) zeigte – im Gegensatz zu fortgeschrittenen Stadien–keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Die oszillatorische Aktivität des primären motorischen Kortex (M1) im Betaband war in beiden Konditionen bei den Patienten im Vergleich zur Kontrollstichprobe erhöht. In der KG zeigte sich während der Halteaufgabe eine Suppression der kontralateralen Hemisphäre. In der denovo Gruppe zeigte sich kein Unterschied zwischen den Hemisphären, während in der Gruppe der medizierten Patienten die ipsilaterale Hemisphäre stärker supprimiert wurde. Darüber hinaus korrelierte das Verhältnis zwischen ipsi- und kontralateraler Aktivierung signifikant mit der Krankheitsschwere. Schlussfolgerung: Die Abnahme der ZMK stellt kein Korrelat des initialen Erkrankungsstadiums dar. Die lokale oszillatorische Aktivität von M1 im Betaband ist allerdings bereits zu Beginn der Erkrankung erhöht. Mit zunehmender Krankheitsschwere entwickelt sich eine motor-kortikale Hemisphären-Asymmetrie, die sich ausschließlich während der Bewegungsausführung zeigt. Ein Kennzeichen des Frühstadiums von MP scheint somit die verminderte Fähigkeit von M1 zu sein, sich während der Bewegungsausführung von pathologisch verstärkten Oszillationen zu entkoppeln.