Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V134
DOI: 10.1055/s-0032-1301520

Differentielle thalamokortikale Konnektivität im sprechmotorischen Netzwerk bei M. Parkinson-Patienten im Vergleich zu Normalprobanden

N Richter 1, M Hartinger 1, S Lipski 1, L Timmermann 1, IG Meister 1
  • 1Klinik für Neurologie, Uniklinik Köln, Köln

Dysarthrie ist ein häufiges Syndrom bei M. Parkinson, das jedoch auf dopaminerge Therapie und auf Tiefe Hirnstimulation nur schlecht anspricht. Der Einfluss der nigralen Degeneration auf das bilaterale sprechmotorische Netzwerk ist bislang nur unzureichend verstanden. In der vorliegenden Studie mit funktioneller Kernspintomographie (fMRT) wurden die Netzwerke für Sprechmotorik bei Patienten mit einer Dysarthrie im Rahmen eines M. Parkinson und einer gemachten Kontrollgruppe verglichen. Vier Sprechaufgaben wurden in beiden Gruppen getestet, die mittels externem Cueing Tempo und Komplexität der auszusprechenden Silben variierten. Da nach aktuellen pathophysiologischen Konzepten die verminderte thalamokortikale Konnektivität eine wesentliche Rolle bei der Parkinson-Erkrankung spielt, wurde zusätzlich eine Analyse der funktionellen Konnektivität (PPI-Analyse) zwischen den Thalami und kortikalen Regionen durchgeführt. Die Auswertung der fMRT-Daten ergab vergleichbare Netzwerke für die verschiedenen Sprechbedingungen für die beiden Gruppen. Im Gegensatz dazu zeigte die PPI-Analyse für die M. Parkinson-Patienten eine verstärkte Konnektivität der Thalami mit insulären und sekundär motorischen Regionen und eine verminderte Konnektivität der Thalami mit posterior temporalen, parietalen und inferior frontalen Arealen im Vergleich zu den Kontrollprobanden bei vergleichbaren Leistungen auf der Verhaltensebene. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass bei einer Sprechaufgabe mit externem Cueing vergleichbare sprechmotorische Netzwerke bei Patienten mit M. Parkinson und bei Normalprobanden aktiviert werden. Die PPI-Analyse zeigte jedoch relevante Unterschiede zwischen den Gruppen, die am ehesten im Sinne einer kompensatorischen verstärkten Konnektivität der Thalami mit feedforward-Regionen und einer verminderten Aktivierung von feedback-Regionen des sprechmotorischen Netzwerks bei den M. Parkinson-Patienten im Vergleich zu den Normalprobanden zu interpretieren sind.