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DOI: 10.1055/s-0032-1301518
Interaktion der motorischen und sprachlichen Netzwerke bei Patienten mit Aphasie
Forschungsergebnisse der letzten Jahre, insbesondere in Zusammenhang mit der Untersuchung der Repräsentation von Aktionsbeobachtung und der Theorie der „embodied cognition“, haben zahlreiche Belege für eine funktionelle Verbindung der zerebralen Netzwerke für Sprachverarbeitung und Motorik erbracht. Der vorliegende Vortrag stellt Grundlagen dieser Theorien sowie Daten einer Studie vor, die als Erweiterung vorbestehender Ansätze die Aktionsbeobachtung als ergänzendes Element der Aphasietherapie untersuchte. Die Therapie wurde mit Schlaganfallpatienten mit schweren Benennstörungen durchgeführt. Für die Studie wurde ein spezielles Benenntraining entwickelt. Als Kontrollbedingung sollten statische Fotos benannt werden. Zudem wurden in drei weiteren Bedingungen rezeptive und expressive motorische Cues als Therapiematerial verwendet. Bei einigen Patienten wurde zudem eine fMRT-Untersuchung durchgeführt, bei der die experimentellen Bedingungen vor und nach der Therapie untersucht wurden. Alle Patienten verbesserten sich signifikant im Benennen im Lauf der Therapie. Jedoch zeigte sich, dass die beiden Bedingungen, die mit Aktionsbeobachtung einhergingen, zu einer ausgeprägteren Verbesserung der Benennleistung im Vergleich zur Kontrollbedingung mit Benennen von Fotos führten. Die fMRT-Ergebnisse, die auf Einzelfallniveau zu interpretieren sind, zeigten korrespondierende Abnahmen der fMRT-Aktivierung infolge des Trainings in (bei Aphasiepatienten) sprachrelevanten Arealen. Theoretische Überlegungen sowie die Ergebnisse der vorliegenden Studie sind damit vereinbar, dass die Aktionsbeobachtung eine sinnvolle Ergänzung etablierter Methoden in der Aphasietherapie darstellen könnte. Auf der Basis der bisherigen Forschungsergebnisse zur funktionellen Verbindung der Netzwerke für Motorik, Aktionsbeobachtung und Sprachverarbeitung sind zudem Anwendungen der Handlungsbeobachtung für die Therapie weiterer aphasischer Syndrome denkbar.