Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V127
DOI: 10.1055/s-0032-1301513

Kopfimpulstest und DVA–was, wann, warum?

SCA Hegemann 1
  • 1Universitätsspital Zürich, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie, Zürich, CH

Der Kopfimpulstest (KIT) hat sich in der Neurootologie als wichtiger klinischer Test weltweit durchgesetzt. Ein Problem ist aber die Dokumentation der Untersuchungen in der klinischen Praxis. Eine apparative Messung war bis vor kurzem nur mittels der Magnetokulographie (MOG) möglich, die für die Praxis aber viel zu kompliziert und teuer ist. Da der KIT die Stabilisierung der Augen im Raum, also auf einem Sehziel untersucht, kann man auch den Visus in Ruhe und während Kopfbewegungen prüfen und so den Visusverlust bei Kopfbewegungen messen. Daraus haben sich Testverfahren entwickelt, die als „Dynamic Visual Acuity Test“, oder DVA-Test bekannt wurden. Das Verfahren wurde erstmals 1987, also ein Jahr vor der Erstveröffentlichung des KITs beschrieben. Seither sind etwa 17 Arbeiten zu diesem Testverfahren erschienen. Wir haben 2010 ein signifikant verbessertes DVA-Verfahren veröffentlicht. Der neue DVA-Test sollte es ermöglichen, in jeder Praxis den Visusverlust bei Kopfbewegung zu bestimmen und damit zumindest indirekt den VOR zu messen und zu dokumentieren. Der Vergleich der DVA mit dem MOG-KIT an 100 altersverteilten Gesunden und Patienten ergibt eine Sensitivität von 100% und eine Spezifität von 94% im Vgl. zum horizontalen MOG-KIT. Die DVA ist demnach dem bisherigen Goldstandard nahezu gleichwertig, aber wesentlich leichter und preiswerter anzuwenden. Sie ist vergleichbar einem Tonaudiogramm für die Hördiagnostik und für die Praxis sehr zu empfehlen.

Literatur: Vital D, Hegemann SC, Straumann D, Bergamin O, Bockisch CJ, Angehrn D, Schmitt KU, Probst R. A new dynamic visual acuity test to assess peripheral vestibular function. Arch Otolaryngol Head Neck Surg. 2010 Jul;136(7):686-91.