Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V121
DOI: 10.1055/s-0032-1301508

Multimodale Bildgebung der Demenzerkrankungen

AE Drzezga 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der LMU München, München

Gängige Erkrankungsmodelle sehen Proteinaggregations-Pathologien am Anfang verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen. Dazu zählen z.B. die Ablagerungen des Amyloid-Peptids in Form von Amyloid-Plaques bei der Alzheimer-Demenz. Es wird davon ausgegangen, dass diese Ablagerungs-Pathologien viele Jahre vor Beginn der klinischen Symptomatik im Gehirn einsetzen. Andere typische Phänomene der Neurodegeneration wie synaptische Dysfunktion und Nervenzellverlust scheinen zeitlich und möglicherweise auch kausal den Aggregations-Pathologien nachgeordnet zu sein. Aus diesem Grund richten sich auch viele neue Therapieansätze gegen die Aggregations-Pathologien. Durch die Diskrepanz von Symptomatik und Neuropathologie sind sowohl eine verlässliche Frühdiagnostik als auch frühe Therapieversuche nur eingeschränkt möglich. Dagegen eröffnen bildgebende Biomarker die Möglichkeit einzelne Stufen der pathologischen Kaskade der Neurodegeneration in vivo zu dokumentieren. Dazu gehören die strukturelle MRT-Bildgebung als Maß der Atrophie/des Nervenzellverlustes sowie die 18F-FDG-PET und die funktionelle MRT, welche eine Aussage über die neuronale Dysfunktion und funktionelle Konnektivität des Gehirns erlauben. Neue Methoden der molekularen Bildgebung ermöglichen erstmals auch in vivo Aussagen über die Amyloid-Ablagerung im Gehirn. Diese modernen bildgebenden Verfahren könnten die Diagnostik neurodegenerativer Erkrankungen optimieren und auch das Verständnis der Interaktion verschiedener Neuropathologien in vivo vertiefen, insbesondere auch im longitudinalen Verlauf. Die vor kurzem eingeführte integrierten PET/MR-Technologie erlaubt es in einem Scanner gleichzeitig MRT- und PET-Daten zu akquirieren. Diese neue Technik ermöglicht es, die oben genannten bildgebenden Biomarker direkt und simultan zueinander in Bezug zu setzen. Die PET/MR-Technologie wird es erlauben den diagnostischen Wert verschiedener bildgebender Verfahren unter identischen Bedingungen miteinander zu vergleichen und ggfs. neue, integrierte bildgebende Marker zu entwickeln, welche die komplementären Vorteile verschiedener Methoden kombinieren.