Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V118
DOI: 10.1055/s-0032-1301505

In vivo Messungen von Struktur und Funktion des Hippocampus bei erhöhtem Demenzrisiko

M Donix 1
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Dresden, Dresden

Die Alzheimer’sche Erkrankung (AD) ist die häufigste und bedeutsamste Ursache für die Entwicklung einer Demenz. Den Einfluss von Risikofaktoren für demenzielle Erkrankungen auf Struktur und Funktion des Gehirns besser zu verstehen, könnte perspektifisch beitragen, Individuen bereits im präsymptomatischen Stadium einer Demenzerkrankung gezielter aufklären, überwachen oder auch behandeln zu können. Mit zunehmendem technologischen Forschritt im Bereich der Magnetresonanztomographie kann eine Assoziation zwischen dem Vorliegen bestimmter Risikovariablen (z.B. APOE–4 Allel, positive AD-Familienanamnese) und Veränderungen des Gehirns kognitiv noch unbeeinträchtigter Personen gezeigt werden. Aufgrund der neuropathologischen Manifestationsmuster einer AD-assoziierten Neuropathologie, welche viele Jahre vor dem Auftreten klinischer Symptome nachgewiesen werden kann, liegt ein Schwerpunkt wissenschaftlichen Interesses auf dem medialen Temporallappen, insbesondere dem Hippocampus. Da die beteiligten anatomischen Strukturen klein sind und komplexe räumliche Formen einnehmen, sind innovative Methoden der MRT-Bildverarbeitung von Bedeutung, wie beispielsweise die mathematische Entfaltung des medialen Temporallappens (Zeineh et al., Science 2003, 299, 577–580). Hiermit konnte gezeigt werden, dass einzelne Teilregionen der Hippocampusformation in unterschiedlicher Weise von Risikofaktor-assoziierten Veränderungen betroffen sind (Donix et al., Am J Psychiatry 2010; 164: 1399–1406; Suthana et al., Neuroimage 2010; 53(3): 1077–84). Diese hirnstrukturellen und –funktionellen Charakteristika werden in longitudinalen Studien auch hinsichtlich ihrer klinischem Bedeutung beurteilt werden müssen; trotzdem illustrieren die aktuellen Forschungsergebnisse das Potenzial der modernen MRT-Bildgebung, andere diagnostische Modalitäten (wie z.B. Liquoruntersuchung, PET) in Zukunft besser ergänzen zu können.