Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V113
DOI: 10.1055/s-0032-1301502

Die strukturelle Konnektivität des Corpus Callosum prädiziert die Translation von Trainingsverbesserung im gesunden Alter

D Wolf 1, FU Fischer 1, J Fesenbeckh 1, I Yakushey 1, I Lelieveld 1, A Scheurich 1, I Schermuly 1, L Zschutschke 1, A Fellgiebel 1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz

Viele Studien zeigen nach kognitivem Training eine deutliche Verbesserung der Leistung im trainierten Test. Die Voraussetzungen für eine Translation der Trainingsverbesserungen in verwandte kognitive Domänen sind jedoch unklar. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Translationsfähigkeit von Leistungsverbesserungen in einer Logical Reasoning-Trainingsaufgabe zu einem Maß der fluiden Intelligenz (Gf) im Zusammenhang mit der strukturellen Konnektivität des Gehirns, dem Alter und der Intelligenz untersucht. Wir analysierten die Daten von 43 hoch ausgebildeten, kognitiv gesunden älteren Erwachsenen (Alter: 60–85 Jahre). Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) diente zur Messung der Fraktionalen Anisotropie (FA), einem Maß zur Quantifizierung der strukturellen Konnektivität. Tract-based spatial statistics wurde zur explorativen voxelbasierten Analyse von Gruppenunterschieden in den FA-Werten zwischen Probanden mit und ohne erfolgreicher Translation angewandt. Region-of-interest basierende Gruppenvergleiche wurden daraufhin in anatomischen Regionen, die signifikante Gruppenunterschiede in den voxelbasierten Vergleichen zeigten, durchgeführt. Probanden mit erfolgreicher Translation zeigten signifikant (p<0.05)höhere FA-Werte in Corpus und Genu des Corpus Callosums (CC). Das Alter zeigte sich als signifikanter Prädiktor der FA-Werte, stand jedoch nicht im Zusammenhang mit Translation. Auch die Intelligenz zeigte sich unabhängig von der Translationsfähigkeit. Die mithilfe von DTI gemessene strukturelle Konnektivität qualifiziert sich als Surrogat für die Quantifizierung von Translationsfähigkeit, welche gewöhnlich unter dem vagen Term „neuronale Plastizität“ subsummiert wird. Da das Alter direkt mit der strukturellen Konnektivität, jedoch nicht mit der Translation im Zusammenhang stand, scheint dieses nur ein Einflussfaktor der strukturellen Konnektivität von Vielen zu sein (z.B. Genetik, cerebrovaskuläre Pathologie) und somit nur indirekt die Translation zu beeinflussen.