Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V106
DOI: 10.1055/s-0032-1301499

Psychogene Bewegungsstörungen – Klinische Präsentation

M Dafotakis 1
  • 1Klinik für Neurologie, RWTH Aachen, Universitätsklinik, Aachen

Psychogene Bewegungsstörungen machen bis zu 5% aller Bewegungsstörungen in spezialisierten Ambulanzen aus. Akuter Beginn der Erkrankung, variable Ausprägung der Symptomatik, Ablenkbarkeit und spezielle klinische Provokationsmanöver helfen bei der Diagnosestellung. So weisen ein akuter Beginn des Tremors oder aber auch eine spontane Remission, eine rasche Verschlechterung mit Ausbreitung auf den gesamten Körper mit anschließendem statischen Verlauf auf eine mögliche psychogene Ursache hin. Die Schilderung der Symptome durch den Patienten kann entweder von einer „belle indifférence“, d.h. mit einer abnormen Gleichgültigkeit gegenüber der Schwere der Erkrankung vorgetragen werden, die der Behinderung nicht angemessen erscheint. Der psychogene Tremor fällt durch die Variabilität in Amplitude und Frequenz auf, außerdem tritt er eher am Unterarm als an den Fingern auf, zeigt somit einen abnehmenden Gradienten von proximal nach distal. Manche Formen fallen auch durch eine bizarr anmutende Ausgestaltung oder eine an eine Tätigkeit erinnernde Form auf (Teigrührer-Tremor). Der Distraktionstest macht sich die Tatsache zunutze, dass die meisten organischen Bewegungsstörungen unter mentaler Anspannung eher zu- als abnehmen. Beim kontralateralen Aktivierungstest wird der Patient aufgefordert, eine Position einzunehmen, in der der Tremor am stärksten ausgeprägt ist. Dann soll er mit der nicht-tremorösen Hand auf einen vorher vereinbarten Punkt zeigen. Bei Bewegungsstart kommt es zu einem kurzfristigen Sistieren des Tremors auf der kontralateralen Seite. Dieses Sistieren tritt sowohl beim Parkinson-Tremor als auch beim essentiellen Tremor nicht auf. Beim Entrainment-Test fordert man den Patienten auf, einen Takt mit einer Hand zu klopfen, dessen Frequenz vorgegeben und variiert wird. Ein psychogener Tremor wird in der Regel aus dem Rhythmus gebracht werden, kurzfristig sistieren oder sich an den Klopf-Rhythmus anpassen.

Literatur: Dafotakis M, Schönfeldt-Lecuona C, Fink GR, Nowak DA. Psychogenic tremor. Fortschr Neurol Psychiatr 2008 76:647-654 Dafotakis M, Ameli M, Vitinius F, Weber R, Albus C, Fink GR, Nowak DA. Transcranial magnetic stimulation for psychogenic tremor - a pilot study. Fortschr Neurol Psychiatr 2011 79:226-233 Deuschl G, Köster B, Lücking CH, Scheidt C. Diagnostic and pathophysiological aspects of psychogenic tremors. Mov Disord 1998 13:294-302.