Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V102
DOI: 10.1055/s-0032-1301495

Hybrid PET/MRT in der Neuroonkologie – Potential und Grenzen

KJ Langen 1
  • 1Institut für Neurowissenschaften und Medizin 4, Forschungszentrum Jülich, Jülich

Die MRT ist derzeit das Verfahren der Wahl zur Diagnostik von Hirntumoren und bietet eine exzellente Darstellung struktureller Veränderungen. Dennoch kann die Abgrenzung des Tumors von unspezifischen Signalveränderungen (Ödem, Nekrose) schwierig sein. Für die Diagnostik von zerebralen Gliomen hat sich die PET mit radioaktiven Aminosäuren wie z.B. F18-Fluorethyltyrosin (FET) als sehr hilfreich erwiesen. Neben einer optimierten Erfassung der Tumorausdehnung bietet die dynamische FET PET wichtige Zusatzinformationen zur Graduierung von zerebralen Gliomen. Mit der Hybrid PET/MRT unter Verwendung eines 3T-MRT mit BrainPET Insert können MRT und FET PET simultan durchgeführt werden. Die bisherigen Untersuchungen zeigen artefaktfreie MRT- und PET-Aufnahmen mit optimaler Bildfusion, wobei die räumliche Auflösung des BrainPET-Insert (3–4mm) aktuellen PET-CT Scannern überlegen ist (6–7mm). Des Weiteren können problemlos funktionelle MRT-Untersuchungen, wie fMRI zur Lokalisation von eloquenten kortikalen Arealen, Diffusion-Tensor-Imaging (DTI) zur Darstellung von Faserbahnen, Protonen-MR-Spektroskopie sowie Perfusion-Weighted-Imaging (PWI) zur Erfassung der Vaskularisierung parallel zur FET PET durchgeführt werden. Eine erste vergleichende Studie zeigt bei Gliomen deutliche Diskrepanzen zwischen der FET PET und den mittels PWI generierten rCBF und rCBV Bildern, die Unterschiede zwischen Aminosäuretransport und Vaskularisierung erkennen lassen. Die simultane Erfassung multipler Bildgebungsparameter in einem Untersuchungsgang ist für eine rasche und effiziente Diagnostik sehr vorteilhaft und reduziert die Belastung der Patienten, allerdings stehen dem die relativ hohen Kosten für Hybrid-Systeme entgegen. Mit der Hybrid PET/MRT im Ultra-Hochmagnetfeld (9,4 T) kann eine weitere Steigerung der räumlichen Auflösung sowie eine Optimierung innovativer Verfahren der MR-Bildgebung wie z.B. der Natrium-Bildgebung erreicht werden.