Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V098
DOI: 10.1055/s-0032-1301492

Bildgebende Verfahren in der Abschätzung des initialen Wachstums des ischämischen Hirninfarkts

J Sobesky 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Neuroimaging stellt die Schlüsseldiagnostik des Schlaganfalls dar. Die Darstellung des Infarktkerns (Core) einerseits und der durch Reperfusion rettbaren Region (Penumbra, Mismatch) andererseits, definiert das therapeutische Fenster der Akutphase. Während die native Computertomographie (CT) zur intravenösen Thrombolyse innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn ausreicht, ermöglichen erweiterte Bildgebungstechniken eine pathophysiologische Charakterisierung des Schlaganfalls zur Darstellung des individuellen Zeitfensters und zur Stratifizierung für spezifische Therapieansätze. Neben der multimodalen CT ist die schlaganfallspezifische Magnetresonanztomographie (MRT) mit diffusions- (DW) und perfusions- (PW)gewichteten Sequenzen als klinischer Standard etabliert. Das in MRT und CT dargestellte Mismatchkonzept wird im Rahmen klinischer Studien zur Reperfusion im erweiterten Zeitfenster, zur Prädiktion des Infarktwachstums und zur Abschätzung des Thrombolyseerfolgs evaluiert. Verschiedene Gewebesignaturen in Kombination mit der Darstellung der Gefäßpathologie sind klinisch nutzbare Prädiktoren des drohenden Infarktwachstums. In vergleichenden Studien mit Referenzmethoden wie z.B. der Positronenemissionstomographie (PET) konnten CT- und MRT- Befunde für den klinischen Gebrauch validiert werden. Neuere Konzepte wie z.B. das DWI/FLAIR mismatch versuchen, das Zeitfenster bei unbekanntem Schlaganfallbeginn einzugrenzen. Neue Entwicklungen, wie z.B. die CT-basierte Perfusionmessung des gesamten Hirnvolumens, die kontrastmittelfreie MRT Perfusionmessung mittels ASL (arterial spin labeling) und die metabolische MRT versprechen eine spezifischere Darstellung des Infarktwachstums in der klinischen Schlaganfallmedizin. Die vielfältigen aktuellen Bildgebungsoptionen erfordern eine differenzierte diagnostische Strategie. Sie ermöglichen jedoch ein Monitoring der dynamischen Akutphase, um das „black-box“ Prinzip der Schlaganfallbildgebung zu verlassen.