Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V093
DOI: 10.1055/s-0032-1301489

Tiefe Hirnstimulation psychiatrischer Krankheitsbilder im Tiermodell

C Winter 1
  • 1Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Dresden

Mittlerweile gibt es zunehmend Bestrebungen, die hochfrequente tiefe Hirnstimulation (THS) auch in der Behandlung ansonsten therapieresistenter psychiatrischer Krankheitsbilder einzusetzen. Unter den bislang behandelten psychiatrischen Patienten sprechen jedoch nicht alle auf die THS an und die meisten Patienten derer, die von der THS profitieren, erfahren nur eine Teilremission der Symptomatik. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass die optimalen Stimulationsareale und –parameter noch nicht gefunden sind. Das kann u.a. daran liegen, dass die pathophysiologischen Grundlagen der Erkrankungen bislang nicht hinreichend geklärt sind bzw. Untersuchungen fehlen, die es ermöglichen, die Erkenntnisse zur Pathophysiologie für die Entwicklung kausal-therapeutischer Interventionen wie der hochfrequenten THS zu nutzen.

Betrachtet man psychiatrische Krankheitsbilder als Resultat spezifischer Dysfunktionen neuronaler funktionaler und anatomischer Netzwerke, kann eine detaillierte Darstellung eben dieser an der Manifestation der jeweiligen Krankheitsbilder beteiligten Netzwerke es erst ermöglichen, das Areal zu definieren, dessen selektive Beeinflussung mittels THS das pathologisch gestörte Netzwerkgleichgewicht wiederherstellt. Für derartige Untersuchungen eignen sich in besonderer Weise translational validierte Tiermodelle, da hier die selektive und kontrollierte Manipulation neuronaler Strukturen mittels THS und gleichzeitig die Untersuchung der Effekte der Aktivitätsmodulation auf unterschiedlichen Ebenen neurobiologischer Integrität möglich ist.

In diesem Sinne sind während der letzten Jahre eine Reihe von Studien veröffentlicht worden, die die Effektivität der THS unterschiedlicher Hirnareale auf psychiatrisch relevante Verhaltensweisen in unterschiedlichen Tiermodellen untersucht haben. Die Ergebnisse dieser Studien sollen im Folgenden zusammengefasst und in Bezug auf ihre translationale und klinische Relevanz diskutiert werden.