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DOI: 10.1055/s-0032-1301485
Früh oder spät, jung oder alt? – Zum Timing endogener Stammzellaktivierung nach Stroke
Nach zerebralen Ischämien reagiert das erwachsene Gehirn mit einer gesteigerten Neurogenese in Gyrus dentatus des Hippocampus, einer Hirnregion, in der auch unter physiologischen Bedingungen kontinuierlich neue Nervenzellen entstehen. Bereits sehr früh nach dem Infarkt ist die Proliferation endogener Vorläuferzellen in der Subgranulärzone des Gyrus dentatus gesteigert und aus diesen Zellen gehen innerhalb von Wochen neue Nervenzellen hervor, die sich in das bestehenden hippocampale Netzwerk integrieren. Adulte Neurogenese ist damit eine sehr langsame Form postläsioneller Plastizität. In der unmittelbaren Umgebung es Infarktes wandern innerhalb von Tagen Vorläuferzellen ein, die abhängig von der Hirnregion bzw. von therapeutischen Interventionen nur in einen sehr geringen Teil zu neuen Nervenzellen differenzieren können. Durch Gabe von Wachstumsfaktoren, Hemmung inflammatorischer Prozesse und aktivierende Therapien lässt sich sowohl das Auftreten von sog. Neuroblasten in der Infarktumgebung als auch die hippocampale Neurogenese steigern, was in den allermeisten Fällen mit einem bessern funktionellen Outcome einhergeht. Dennoch ergeben sich einige Probleme: 1.) Ein signifikanter Anteil der neuen Nervenzellen, die nach einem Hirninfarkt entstehen, werden fehlerhaft in das bestehende hippocampale Netzwerk integriert und können damit zu weiteren funktionellen Beeinträchtigungen und postläsioneller Epilepsie beitragen. 2.) Im alternden Gehirn ist die postläsionelle Neurogenese erheblich reduziert, obwohl auch das alte Gehirn die Fähigkeit besitzt, unmittelbar nach dem Schlaganfall die Proliferation der endogenen Vorläuferzellen zu steigern. Diese proliferierenden Vorläuferzellen differenzieren allerdings nur nach therapeutischen Interventionen zu neuen Nervenzellen. In diesem Beitrag sollen aktuelle Befunde zur Stammzellaktivierung nach Schlaganfällen vorgestellt und mögliche Ansatzpunkte für therapeutische Interventionen kritisch diskutiert werden.