Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V077
DOI: 10.1055/s-0032-1301480

Neue Entwicklungen in der Muskelsonographie

HH Krämer 1
  • 1Neurologische Klinik der Justus Liebig Universität, Giessen

Die hochauflösende Muskelsonographie gewinnt zur Visualisierung der Muskulatur bei neuromuskulären Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. Der Muskelultraschall kann als nicht invasives, dynamisches Verfahren zur Darstellung von strukturellen und funktionellen Muskelveränderungen in der Diagnostik, Verlaufsbeurteilung und Therapiekontrolle neuromuskulärer Erkrankungen angewendet werden. Inzwischen wurden Normwerte für Echogenität und Muskeldicke zur quantitativen Erfassung der Veränderungen publiziert (Arts, Pillen et al. 2010). Ultrasonographisch erfassbare strukturelle Auffälligkeiten der Muskulatur umfassen Atrophien, fettige oder fibrotische Degeneration oder entzündlichen Veränderungen. Daneben ist der Muskelultraschall auch in der Lage Spontantätigkeit nachzuweisen. Es ist schon länger bekannt, dass der Muskelultraschall bei der Detektion von Faszikulationen der Elektromyographie mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen ist (Reimers, Ziemann et al. 1996). Kürzlich gelang es auch Fibrillationen muskelsonographisch zu erfassen, wobei die Sensitivität der Methode in Abhängigkeit des untersuchten Muskels variiert (proximale > distale Muskelgruppen) und die Sensitivität und Spezifität der Routinediagnostik deutlich unterlegen ist (van Alfen, Nienhuis et al. 2011). Ein weiterer Indikationsbereich des Muskelultraschalls ist die Reduktion der elektromyographisch zu untersuchenden Muskeln beispielsweise bei Kindern, bei Patienten mit pathologischer Blutgerinnung oder bei Nadelphobie. Auch die Identifikation von Muskeln vor Botulinumtoxin Injektion ist mittels Ultraschall sicher möglich. Zusammenfassend stellt die Muskelsonographie eine gute Ergänzung zu der Routinediagnostik bei neuromuskulären Erkrankungen dar, deren Indikationsbereich in den nächsten Jahren erweitert werden wird.

Literatur: Arts, I. M., S. Pillen, et al. (2010). "Normal values for quantitative muscle ultrasonography in adults." Muscle Nerve 41(1): 32-41. Reimers, C. D., U. Ziemann, et al. (1996). "Fasciculations: clinical, electromyographic, and ultrasonographic assessment." J Neurol 243(8): 579-584. van Alfen, N., M. Nienhuis, et al. (2011). "Detection of fibrillations using muscle ultrasound: diagnostic accuracy and identification of pitfalls." Muscle Nerve 43(2): 178-182.