Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V074
DOI: 10.1055/s-0032-1301477

Bildgebende Untersuchungen zu Impulsivität und Stress bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung

C Schmahl 1, S Cackowski 1, A Krause-Utz 1, I Niedtfeld 1, M Hoerst 1, G Ende 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Gestörte Emotionsregulation sowie Impulsivität gehören zu den Kernmerkmalen der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS). Als wichtige Regionen für die Verarbeitung dieser Symptomatik gelten die Amygdala und der ACC; strukturelle und funktionelle Veränderungen dieser Regionen konntne bei der BPS nachgewiesen werden. Wir führten zwei Untersuchungen zur weiteren neuronalen Charakterisierung der BPS-Psychopathologie durch. In einer Spektroskopie-Studie konnte ein erhöhter Glutamat- sowie ein erniedrigter GABA-Metabolismus im ACC nachgewiesen werden. Die Glutamat-Konzentration war außerdem mit psychometrischen Impulsivitäts-Maßen korreliert. In einer fMRT-Studie wurden durch Bilder mit negativer emotionaler Valenz ein Stresszustand erzeugt und danach durch individuell Angepasste thermale Stimuli ein Hitzeschmerz ausgelöst. BPS-Patientinnen zeigen in der Initialphase nach negativen Bildern im Unterschied zu neutralen Stimuli eine stärkere Aktivierung von Amygdala, Insel und ACC auf. In Amygdala, Insel und ACC finden sich außerdem Unterschiede in den Aktivierungsmustern zwischen der Initial- und Regulationsphase. Weiterhin zeigte sich eine gestörte Konnektivität zwischen Amygdala, Insel und medial präfrontalen Regionen. Schmerzhafte Reize scheinen also eine wichtige Rolle innerhalb der Stress- und Emotionsregulation bei der BPS einzunehmen.