Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - V073
DOI: 10.1055/s-0032-1301476

Neuronale Marker gestörter Emotionsregulation und sozialer Interaktion bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung

S Herpertz 1
  • 1Klinik für Allgemeine Psychiatrie der Universität Heidelberg, Heidelberg

Eine gestörte Emotionsregulation ist das zentrale Merkmal von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie stellt sich als erhöhtes Erregungsniveau bereits in Ruhe dar sowie als verstärkte emotionale Reaktionen auf alltägliche Stimuli. Zudem reagieren die Patienten in besonderer Weise mit Ärger- und Schamgefühlen auf soziale Reize, die Bedrohung und Zurückweisung anzeigen. Bildgebungsdaten legen nahe, dass die gestörte Emotionsregulation mit strukturellen und neurofunktionellen Normabweichungen in der Amygdala einhergehen sowie in präfrontalen Arealen wie orbitofrontaler Cortex und anteriores Cingulum. Hinweise auf eine präfronto-limbische Dysfunktion konnte in verschiedenen impliziten und expliziten Affektregulationsparadigmen bei Borderline-Patienten gefunden werden. Neuere Daten weisen zudem darauf hin, dass die emotionale Hyperrreagiblität mit der kognitiven Evaluation von sozialen Stimuli, z.B. emotionalen Gesichtsausdrücken, interferiert und dies Auswirkungen auf die durch Misstrauen und Missverständnissen geprägte Interaktionen hat. Hier wird derzeit die Bedeutung von Neuropeptiden wie Oxytocin auf die Qualität sozialer Interaktionen untersucht. Es werden Verhaltendaten und Bildgebungsdaten präsentiert werden einschließlich der Diskussion klinischer Implikationen und Schlussfolgerungen für zukünftige Forschungsfragen.